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18. Februar 2015

Stangenarbeit im Quadrat

Im Winter steht mir zum Trainieren eine kleine, aber feine Reithalle zur Verfügung. Da sie nicht den üblichen Maßen von 20 x 60 m oder ähnlich entspricht, stoßen wir immer wieder an unsere Grenzen was die Koordination und Planung von Trainings & Co betrifft.
Hinzu kommt, dass ich fast immer allein unterwegs bin und deshalb so planen muss, dass ich alles entweder mit dem Pferd aufbauen kann bzw. so stellen kann, dass es nicht nach dreimal überreiten geändert werden muss. Das soll aber kein Grund für mich sein, die Püppi nicht zu reiten oder nur auf Sparflamme zu trainieren. So bin ich über jede Idee glücklich, um dem Wintertraining etwas mehr Abwechslung einzuhauchen. Bei Facebook (wo auch sonst) bin ich vor einigen Tagen auf ein Video gestoßen, welches eine interessante Stangenarbeit zeigte. Aufgebaut wird dabei ein Stangenquadrat für kleinere Plätze oder Hallen oder mehrere nebeneinander in Form eines Schweizerkreuzes (dabei wird eines in der Mitte platziert und an jeder Seite ein weiteres Quadrat, sodass die ganze Konstruktion dem Kreuz auf der Landesfahne der Schweiz ähnelt). 
Quelle: http://rfg-barrier-heide.de
Eine Alternative für die normale Stangenarbeit mit Stangen auf einer Gerade bietet für „Alleinreitende“ meist nur das Legen der Stangen auf Galopplänge. Dieser beträgt je nach Pferd und Schrittlänge 270 bis 330 cm. Da kommt dann aber wieder die Größe unserer Halle ins Spiel, wo nach drei Stangen auf Galoppabstand bereits Schluss ist. Außerdem ist mir der Aufwand zu groß für einen so geringen Trainingseffekt. Die Koordination, Aufmerksamkeit und Gelassenheit werden meiner Meinung nach beim Schritt oder Trab über diese weit auseinander liegenden Stangen weniger gefördert, weshalb ich das nur im äußersten Notfall nutzen würde und dann eher wieder auf der einen Seite vier oder fünf Trabstangen und auf der gegenüberliegenden Seite vier bis sechs Schrittstangen platzieren würde. Und wenn dann mal eine weggekegelt wird, habe ich den Salat. Alles sehr schwer zu organisieren, wenn man allein ist. Daher war ich schwer begeistert vom Stangenquadrat. Da dieses ohne Probleme in unsere Halle passt und auch genug Stangen zur Verfügung stehen, habe ich es einmal ausprobiert. Bei X habe ich mir für den Anfang ein Quadrat gelegt. So konnte ich die Zirkel sowohl drum herum als auch über das Quadrat reiten.
Das Stangenquadrat bietet den Vorteil, dass man sich auch allein einige Stangen zurechtlegen kann ohne jedes Mal alles hin- und herrücken zu müssen. Einmal aufgebaut sollten die Stangen relativ stabil liegen, außer man reitet ein Pferd mit einer Vorliebe fürs Stangen Kegeln... 
Mit dem Stangenquadrat kann man also mehrere Probleme mit einem Mal lösen, da man es ohne die Abstände zu ändern in allen Gangarten anreiten kann und die Stangen für gewöhnlich durch ihre Lage nicht wegrollen sollten. Selbst an schlechten Tagen kann ich durch ein leicht versetztes Anreiten den Abstand individuell gestalten womit ich mir das hin und her der Stangen erspare. Außerdem hat man zwei oder maximal vier Stangen am Stück, wo es doch einfacher ist, den Abstand anzupassen, selbst wenn es bei der ersten nicht passt. Und es wird nicht langweilig, weil ich immer wieder einen neuen Weg von einer Stange zur anderen wählen kann. 

Da es für das Pferd eine doch recht anstrengende Arbeit ist, bin ich nicht jede Runde über die Stangen geritten, sondern habe sie abwechselnd mit Bahnfiguren ohne Stangen angeritten. Das Pferd muss aufmerksam sein und an den Hilfen des Reiters stehen, was wiederum viel Denkarbeit fordert. Daher sollte man es nicht übertreiben, auch wenn die Arbeit wirklich Spaß macht. Schrittpausen am hingegebenen Zügel sind Pflicht, damit das Pferd alles Erlebte verarbeiten kann.
Ich habe eine tolle Alternative zur normalen Stangenarbeit gefunden, da große Schlangenlinien über Linien oder Stangenzirkel in unsere Halle einfach nicht reinpassen. In Zukunft werden wir auch mal mehrere Quadrate legen und damit arbeiten. 


Zum Abschluss möchte ich noch einmal kurz auf die Grundlagen der Stangenarbeit eingehen. Grundsätzlich kann man jedes Pferd mit Stangen arbeiten, jedoch sollte man immer den aktuellen Ausbildungsstand des Pferdes im Hinterkopf haben. Junge Pferde sind mit einer Stange oder zweien bereits ausgelastet, während erfahrene Pferde auch mit mehreren Quadraten (angelegt wie ein Schweizerkreuz) gearbeitet werden können. Ob die Stangen nur im Schritt oder auch im Trab und Galopp überwunden werden, muss man am Pferd und der aktuellen Tagesverfassung beurteilen. Für Stangen auf einer Geraden gelten dabei folgende Abstände (passend für ein durchschnittliches Warmblutpferd): 
Schritt: 80 – 90 cm // Trab: 120 – 130 cm // Galopp: 270 – 330 cm
Man sollte grundsätzlich im Schritt beginnen, einzelne Stangen zu überwinden, um das Pferd auf die kommende Arbeit vorzubereiten. Auch, wenn es nicht so anstrengend oder schwierig ausschaut, ist es für das Pferd ein Kraftakt und eine Denkaufgabe, Stangenfolgen in welcher Art auch immer zu überwinden. Daher sind Pausen zum Verarbeiten notwendig und sollten immer wieder zwischendurch eingebaut werden. Wenn eine Reihe gut geklappt hat und man mit einem guten Gefühl rausgeht, sollte man aufhören. Aber das ist ja bei Pferden eh immer der Fall, dass man einen positiven Abschluss findet.

Liebe Grüße,
eure Steffi.

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