In meinem heutigen Teil meiner Blogreihe: Erklärtes Reiten
möchte ich ein sehr spezielles Thema aufgreifen: mich. Aber keine Panik, das
wird jetzt keine Ego-Party, sondern es soll primär um meine Sitzprobleme gehen.
Ein Pferd kann nun mal nicht reden.
Wenn etwas bei uns im Training nicht funktioniert, mache ich
mir tagelang Gedanken darüber, woran es hapern könnte. Aktuell gibt es gute und
schlechte Nachrichten. Die gute zuerst: ich bin endlich mit meinem Sitz
zufrieden. Die Beine liegen am Pferd (dank kürzerer Bügel), der Oberkörper ist
in einer passablen Position - natürlich immer noch ausbaufähig aber für meine
Verhältnisse akzeptabel. Aktuell arbeite ich an meinen Händen. Die sind leider
viel zu oft offen, weil ich irgendwie dachte, dass ich dadurch eine weichere
Hand hätte. Dank interessanten Berichten aus Cavallo & Co. ist mir bewusst
geworden, dass ich dem Pferd damit keinen Gefallen tu, sondern eher das
Gegenteil erreiche. Also versuche ich nun während des Trainings wieder vermehrt
auf meine Hände zu achten, dass die Zügelfaust ordnungsgemäß geschlossen ist
und die Hände zusammenstehen.
Ein weiteres Problem, was uns seit einigen Wochen
beschäftigt war etwas schwieriger zu bemerken. Nachdem ich meinen Sattel vom
Sattler habe korrigieren lassen, waren meine Erwartungen sehr hoch. Nach
dreimal Reiten kamen jedoch die gleichen Probleme wieder. Vermeintlich schiefer
Sattel = ergo schiefes Pferd. Ein Pferd kann nun mal nicht reden, was dazu
führt, dass man nicht mal eben nachfragen kann, warum es denn den Kopf schief
hält. Also muss man Ursachenforschung betreiben. Dazu hatte ich eine sehr
einfache aber unglaublich wirkungsvolle Idee. Viele Reiter tragen Kopfhörer
beim Reiten. Manch einer bekommt darüber die Hinweise des Trainers auf’s Ohr,
für mich kommt jedoch nur Musik in Frage. Drüber nachgedacht, für gut befunden
und direkt umgesetzt. Und siehe da: einmal die Musik ins Ohr und schon lief
es wie ausgewechselt. Ich habe mich wirklich nur auf die Fäuste
konzentriert und weniger ob der Kopf nun in perfekter Anlehnung steht oder die
Hinterhand noch aktiver werden könnte oder oder oder. So konnte ich auch
irgendwie viel besser sondieren, wo meine eigentlichen Fehler liegen. Ich sitze nach links und knicke dadurch nach rechts in der
Hüfte, um wieder "gerade" zu sitzen. Das kann natürlich nicht
funktionieren.
Das Pferd lässt sich nicht von hinten aufzäumen.
Bei uns liegt momentan einiges im Argen, daher muss man erst
wieder ganz von vorn anfangen. Ein Pferd lässt sich nun mal nicht von hinten
aufzäumen. Bevor ich nicht eindeutige und richtige Hilfen gebe, brauche ich
nicht über Versammlung, Verstärkung oder andere Lektionen nachdenken. Woher
soll sie wissen, was ich will, wenn ich es nicht richtig sagen
kann? Paraden sind das A und O, worauf ich ebenfalls momentan sehr achte. Die
Durchlässigkeit und das Feingefühl für einfache Hilfen muss wieder geschult
werden. Solange das nicht klappt, wird nichts Neues angefangen. Das ist zwar
momentan ein Rückschritt, jedoch muss man solche Schritte auch mal eingestehen,
damit es dann wieder in die richtige Richtung gehen kann.
Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?
Warum unendlich viele Gedanken machen, wenn man mit Musik so
vieles ausblenden kann? Es ist eine riesige Erleichterung für mich, Musik zu
hören. Ich fühle mich richtig wohl im Sattel. Anstatt ständig an mir selbst zu
meckern, konzentriere ich mich jetzt auf die Musik und den Rhythmus, den sie
vorgibt. Zwischendurch korrigiere ich einzelne Dinge an meinem Sitz: Hüfte
gerade, Beine vor, Hände schließen. Sobald eins erledigt ist, nehme ich mir das
nächste vor. Vorher (als ich ohne Musik geritten bin) habe ich immer versucht,
alles auf einmal zu lösen und bin dabei regelmäßig verzweifelt. Mein Kopf hat
regelrecht dicht gemacht. Ich habe mich auf alles versteift und saß nachher
noch schlimmer drauf wie vorher. Das bringt einen so gar nicht weiter, daher versuche ich mit Hilfe der Musik abzuschalten
und Punkt für Punkt meine Probleme abzuarbeiten. Und es hilft. Ich
bin in der Hüfte eingeknickt, was sich aufs Pferd übertragen hat. Daran arbeite
ich jetzt. Es sind die einfachen Dinge, die einem Freude bereiten. Und dazu
gehört bei mir einfach ein fleißig laufendes, immer wieder abschnaubendes Pferd.
Darauf lässt sich endlich wieder aufbauen.
Fazit: Musik bewirkt bei mir wahre Wunder. Sie hilft mir,
den Takt zu behalten, ich kann ruhiger sitzen und die Hilfen besser geben, was
letztendlich zur Verbesserung der Kommunikation zwischen mir und dem Pferd
führt. Ich werde nun weiterhin mit Musik reiten und diese Möglichkeit nutzen,
um uns wieder Stück für Stück an die Basics heranzubringen. Und auch wenn man ein paar Schritte im Training zurückgehen muss, ist das kein
Weltuntergang. Training ist dafür da, um Probleme zu erkennen und zu lösen.
Wenn man immer wieder Fortschritte macht, ist das immer besser, als sich auf
eine Lektion einzuschießen und diese solange zu üben, bis gar nichts mehr geht.
Ein Reiter befindet sich sein Leben lang in einem
Verbesserungsprozess. Das ist zum Einen in immer wieder wechselnden Pferden und
ihren Problemen, Macken oder verschiedenen Ausbildungsständen begründet, zum
Anderen ändert auch der Reiter ständig seine "Reiterei". Wie bei mir
schleichen sich immer wieder kleinere und größere Macken ein, man sitzt schief
(durch einen Unfall oder eine Verletzung), hat offene Zügelfäuste (durch
Unachtsamkeit etc.) oder fällt im Oberkörper nach vorn. Das kann passieren,
sollte aber immer korrigiert werden. Ob es jetzt im Alltag oder eben auf dem
Rücken eines Pferdes ist, spielt hierbei keine Rolle, solange man folgendes
verinnerlicht: man lernt nie aus.
eure Steffi.
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