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30. April 2016

Auf der Suche nach dem klaren Kopf

Vor kurzem bin ich auf ein Video einer Youtuberin gestoßen, indem sie Videos ihrer Fans zusammengeschnitten hatte. Die sogenannten Fails - also fehlgelaufene Versuche zu Reiten - waren teilweise unglaublich witzig, manche sahen sehr gefährlich aus (aber ich geh mal davon aus, dass es allen gut ergangen ist, sonst hätten sie den Clip von ihrem Sturz wohl nicht preisgegeben) aber einige regten mich auch zum Nachdenken an...
Es waren Pferde zu sehen, die stolperten. Ob in der Bahn oder vor bzw. nach einem Sprung, es gab zahlreiche Situationen und die unterschiedlichsten Stolperer. Was mich aber wirklich zum Nachdenken brachte, waren die Sekunden danach. Viele Pferde, die eben stolperten, fingen danach an zu buckeln. Ob nun aus Freude oder weil sie damit den Stolperer kompensieren wollten, das weiß man nicht. Aber mir wurde klar, wie wichtig es doch ist, dass man ein Pferd mit einem klaren Kopf hat.

Doch was bedeutet das überhaupt? Wie erkennt man ein Pferd mit einem klaren Kopf?


Ich definiere das für mich folgendermaßen: für mich ist ein Pferd klar im Kopf, wenn es keine groben Unarten hat (Treten, Beißen, Buckeln, Steigen etc.) und auch in schwierigen, uneinsichtigen Situationen ruhig und gelassen, vor allem aber vertrauensvoll seinem Reiter gegenüber reagiert.
Ich verlange von meinem Pferd, dass es in jeder Situation immer daran denkt, dass ich auch noch dabei bin. Sei es entweder im Sattel oder neben dem Pferd. Es muss auf mich Acht geben und seine Reaktionen kontrollieren.
Ein Beispiel ist ein Sturz beim Reiten. Oftmals kann man es einfach nicht kontrollieren, wie man vom Pferd stürzt und immer wieder kommt es vor, dass man auch mal unglücklicherweise unter die Hufe gerät. In solchen Situationen ist es absolut wichtig, dass das Pferd aufmerksam ist und alles Mögliche versucht, dem Reiter auszuweichen. Das Schlimmste wäre definitiv, wenn es auch noch nach dem fallenden Reiter treten würde. Ein weiteres Beispiel ist das Erschrecken. Es gibt Pferde, die in Angstsituationen anfangen zu Steigen oder sich panisch losreißen und das Weite suchen. So etwas darf nicht passieren. Selbst wenn das Pferd die Situation nicht einschätzen kann, muss es Hilfe oder Rat bei seinem Menschen suchen. Es muss ruhig bleiben, darf gern einen Schritt zurück gehen oder anzeigen, dass ihm der Moment nicht geheuer ist, aber es muss Vertrauen haben, dass ihm nichts passiert.

Hat ein Pferd diese Macken, wie ich sie mal nennen möchte, ist zunächst zu klären, ob diese bösartig gemeint sind. Bösartig ist für mich ein gezielter Tritt der Hinterhand oder Drohen durch angelegte Ohren und Zähne zeigen, wenn man die Box betritt. Oftmals reagieren Pferde mit solchen Reaktionen einfach aus Selbstschutz, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Hierfür benötigt man jedoch einiges an Fingerspitzengefühl. Dann muss man vor allem mit Ruhe versuchen, eine Bindung zu dem Pferd aufzubauen. Man muss das Pferd studieren, es beobachten und schauen, wie es auf seine Umwelt reagiert. Aber auch hier steht die Schwierigkeit, all diese Kleinigkeiten in der kurzen Zeit des Besuchs zu beurteilen. Oftmals kann man erst nach einer längeren Zeit beurteilen, wo solche Abwehrreaktionen ihren Ursprung haben.

Ebenso muss man unterscheiden, warum manche Pferde steigen oder buckeln. Ein kleiner Freudensprung ist hier sicher nicht verwerflich, solange er kontrollierbar bleibt. Ich meine von mir behaupten zu können, dass ich den Unterschied merke. Ein kleiner Sprung, der mehr nach vorn geht und wo der Kopf auch oben bleibt, ist für mich in Ordnung. Verschwindet der Kopf hingegen zwischen den Beinen und das Pferd buckelt, bis es sich des Reiters entledigt hat, ist das durchaus nicht nett. Oder hat ein Pferd zum Beispiel das Steigen an der Hand gelernt (wovon ich recht wenig halte) und versteht die Zeichen des Menschen falsch, ist es natürlich kein bösartiges Steigen.

Es kommt also auf wirklich viele Kleinigkeiten an, um festzustellen, woher diese Macken wirklich kommen. Ist es eine Erziehungssache, wo man im frühen Fohlenalter verpasst hat, das Pferd an alles zu gewöhnen. Ist es schlichtweg frech und verzogen oder gab es wirklich schlechte Erfahrungen, weshalb das Pferd nun mit Angst und Flucht reagiert?

Sicherlich spielt irgendwo auch der Stammbaum eine gewisse Rolle. Manche Vererberlinien sind ruhiger und ausgeglichen, während vor allem hoch im Blut stehende Pferde nicht so gelassen auf Ungewohntes reagieren. Dazu kann man sich die Eltern, Großeltern etc. anschauen, aber im Endeffekt muss man einfach die Ursachen beim Pferd selbst suchen. Manches Pferd reagiert auch bei zu wenig Bewegung anders und entwickelt sich womöglich zum Feuerstuhl. Hier benötigt es ebenfalls Fingerspitzengefühl und Erfahrung.

Es führt letztlich kein Weg um das Beobachten und Einschätzen, um sich ein eigenes Bild zu machen. Für mich ist dies jedoch sehr wichtig, da ich ja irgendwann mal ein eigenes Pferd besitzen möchte. Daher mache ich mir auch bereits jetzt Gedanken, was mir an meinem Pferd wichtig sein wird. Ein klarer Kopf gehört dabei definitiv dazu. 


Somit ist die Frage geklärt, was man unter einem Pferd mit einem klaren Kopf versteht und welche Möglichkeiten es gibt, diesen zu erkennen
Wie seht ihr das? Was macht für euch ein klarer Kopf aus? Achtet ihr auf sowas oder habt ihr andere Prioritäten bei einem Pferd? 

Liebe Grüße,
eure Steffi.

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