Auch wenn die EM nun schon wieder einige Tage (oder besser Wochen) vorbei ist, schulde ich euch noch ein Resümee. Dieses soll nun folgen...
Das war sie also... die EM im eigenen Land in einer der wohl beeindruckendsten Kulissen der Welt. Zwei ereignisreiche Wochen liegen hinter uns. Zwei Wochen voller Special Moments, so wie es uns in der Eröffnungsfeier noch vorausgesagt wurden. Allerdings auch zwei Wochen voller fragwürdiger Entscheidungen. Diese möchte ich noch einmal aufgreifen.
Das war sie also... die EM im eigenen Land in einer der wohl beeindruckendsten Kulissen der Welt. Zwei ereignisreiche Wochen liegen hinter uns. Zwei Wochen voller Special Moments, so wie es uns in der Eröffnungsfeier noch vorausgesagt wurden. Allerdings auch zwei Wochen voller fragwürdiger Entscheidungen. Diese möchte ich noch einmal aufgreifen.
Beginnen wir mit der Dressur. Was für ein Aufschrei bei einer so tollen Sportart, einer so tollen Disziplin. Zu Beginn der Wettbewerbe hat wohl niemand damit gerechnet, dass die Dressurreiter wieder einmal für das schlechte Licht auf dem Reitsport sorgen würden. Allen voran natürlich das Karriereende des begnadeten Wunderhengstes Totilas. Ein Paradebeispiel, wie man medienwirksame Promotion lieber doch nicht machen sollte. Was wurde 2010 alles in Gang gebracht, als der Kauf des Hengstes durch Paul Schockemöhle bekannt wurde. Für einen damals sehr hohen zweistelligen Millionenbetrag kam der Rappe aus den Niederlanden nach Deutschland in die Besitzergemeinschaft Schockemöhle - Linsenhoff. Sein neuer Reiter Matthias Alexander Rath sollte niemals glücklich werden mit seinem neuen Schützling unterm Sattel. Doch damals ahnte das noch keiner. Es wurden Tassen und T-Shirts, Mousepads und Mützen mit dem großen T bedruckt und verkauft. Ein Run entwickelte sich auf das Paar, alles wurde dokumentiert und beobachtet. Allzu bald machte sich dann aber die Ernüchterung breit. Zwar konnte das Paar bei ihren ersten Auftritten noch überzeugen, doch das blieb leider eine Seltenheit. Erkrankung des Reiters, Verletzung des Pferdes, Comeback, Verletzung des Pferdes, Comeback, Verletzung, Comeback. So könnte man die Leidensgeschichte kurz und knapp zusammenfassen. Dann der Eklat - für den aufmerksamen Zuschauer und Liebhaber der Dressur. Der Auftritt Rath / Totilas beim Turnier in Hagen lieferte die beinahe auf dem Fuße folgende Nominierung für die EM in Aachen. Doch warum wurde für dieses Paar erneut eine Ausnahme gemacht? Alle anderen hatten pflichtbewusst an allen vorgegebenen Sichtungsturnieren teilgenommen, um sich für die Mannschaft zu empfehlen. Doch nominiert wurde neben den drei zu Recht gewählten Mädels auch jenes skandalträchtige Paar. Und es erwies sich leider als wohl schlechteste Alternative von allen. Doch wer konnte ausgerechnet mit einer miesen Bewertung beim einstigen Punktegaranten rechnen? Niemand, denn wohl kaum einer hatte erwartet, dass Totilas in einer Prüfung, wo ihn viele Menschen sehen und ihm zujubeln (was er ja bekanntlich liebt, der kleine Macho), erste Anzeichen zeigen würde. Erste Anzeichen einer Lahmheit, Anzeichen von Schmerzen. Auf den unten zu sehenden Bildern erkennt man - im Nachhinein (der einen immer schlauer macht als vorher) - deutlich die Entlastungshaltung des Hengstes, sowohl zu Beginn als auch am Ende der Prüfung.
|
|
Aber zu dem Zeitpunkt hat wohl kaum einer dran gedacht, dass diese Haltung am Ende des Wochenendes die sportliche Karriere des Totilas beenden würde. Wahrscheinlich stehe ich auch nicht allein mit meinem Wunsch da, den schicken Macho noch einmal im Dressurviereck sehen zu können - jedoch als lockeres, entspanntes Sportpferd in fairer, pferdegerechter Reitweise. Zufrieden. Dass es möglich ist, zeigen mittlerweile viele, auch erfolgreiche Reiterinnen und Reiter. Da sind Uta Gräf (was für ein toller Reitstil - ich wünschte, ich könnte einmal so reiten wie sie) und Ingrid Klimke zu nennen. Doch auch Helen Langehanenberg hat es mit Damon Hill NRW gezeigt. Und sowohl Kristina Bröring-Sprehe als auch Jessica von Bredow-Werndl geben immer wieder ihr bestes, um es ihnen nachzumachen. Sie befinden sich auf einem sehr guten Weg, wenn nicht sogar schon kurz vor'm Ziel. Ein internationales Beispiel sind nach wie vor das Traumgespann Dujardin / Valegro. Ein durchlässiges, entspannt gehendes Pferd mit einer tollen Reiterin. Was hinter den Kulissen passiert, weiß niemand. Jedoch kann man davon ausgehen, dass die Grundharmonie, die man im Viereck zu Gesicht bekommt, im Training erarbeitet wurde. Pferd und Reiter verstehen und akzeptieren sich, nur dann sind hoch benotete Ergebnisse zumindest auf lange Zeit möglich.
Doch Totilas war nicht der einzige, der in den Medien heiß diskutiert wurde. Vor allem der Auftritt seines ehemaligen Reiters Edward Gal zeigte wieder einmal die hässliche Fratze des Dressursports. Zufällig (oder auch nicht) entdeckt in einer abgelegenen Trainingshalle, jedoch anscheinend zugänglich bzw. einsehbar für alle Augen, die es sehen wollten, trainierte der Niederländer sein Pferd Undercover. Leider musste man mit ansehen, wie das Pferd Runde um Runde in engster Kopf- und Halshaltung geritten wurde. Das ganze Dilemma endete
im Falle Gal / Undercover in der Disqualifikation des Paares, weil sich
der Vierbeiner auf die Zunge biss und dadurch Blut im Maul zu sehen war.
Nichts ungewöhnliches (es passiert nun mal, genauso wie sich Pferde
verletzen können, wenn sie mit ihren Hufeisen ans Bein kommen), jedoch
unzulässig in einer Dressurprüfung.
Diese "Geschichte" sorgte für einen regelrechten Shistorm im Social Media Bereich und wieder einmal versuchen Anhänger der klassischen Reitkunst mittels Petitionen gegen Rollkur, Hyperflexion oder wie man es auch nennen mag, die Verantwortlichen im Reitsport munter zu rütteln.
Das alles wirft leider ein sehr negatives Licht auf die Dressur. Und auch die durchaus ansehnlichen Ergebnisse der deutschen Damen (auch wenn Isabell sich verritten hat und Kristina aufgrund von Richterentscheidungen knapp am Einzelgold vorbei geschrammt ist) konnten diesen faden Beigeschmack leider nicht übertünchen. Schade drum, denn nicht alles in der Dressur ist schlecht. Sicherlich haben auch oder vor allem die Richter ihren Funken zum Zündstoff beigetragen, jedoch konnte man an den Prüfungstagen auch viele tolle Ritte und interessante Paare sehen.
Diese "Geschichte" sorgte für einen regelrechten Shistorm im Social Media Bereich und wieder einmal versuchen Anhänger der klassischen Reitkunst mittels Petitionen gegen Rollkur, Hyperflexion oder wie man es auch nennen mag, die Verantwortlichen im Reitsport munter zu rütteln.
Das alles wirft leider ein sehr negatives Licht auf die Dressur. Und auch die durchaus ansehnlichen Ergebnisse der deutschen Damen (auch wenn Isabell sich verritten hat und Kristina aufgrund von Richterentscheidungen knapp am Einzelgold vorbei geschrammt ist) konnten diesen faden Beigeschmack leider nicht übertünchen. Schade drum, denn nicht alles in der Dressur ist schlecht. Sicherlich haben auch oder vor allem die Richter ihren Funken zum Zündstoff beigetragen, jedoch konnte man an den Prüfungstagen auch viele tolle Ritte und interessante Paare sehen.
Kommen wir zum Springreiten. Auch hier gab es wieder einiges, was nicht so gelaufen ist, wie man es sich gewünscht hätte. Hier war ich ebenfalls mit der Mannschaftsaufstellung nicht zufrieden. Wobei das wohl eher an meiner persönlichen Kritik gegenüber dem Reitstil von MMB liegt. Meredith hat über viele Jahre hinweg tolle Leistungen im deutschen Springsport geschafft. Unvergessen ihre Siegesritte mit Shutterfly und Checkmate. Doch irgendwann fing ein schleichender Prozess an, der meine anfangs positive Meinung ihr gegenüber änderte. Damit möchte ich in keinster Weise sagen, dass sie nicht reiten kann, denn das hat sie ja eindrucksvoll gezeigt, dass man sich auf sie verlassen kann. Nichts desto trotz gefällt es mir nun mal nicht, wie sie reitet. Aber das ist ja eine sehr objektive Meinung. Um das ganze zu verdeutlichen, habe ich mal ein Vergleichsbild mit der m. M. n. klassisch reitenden Penelope Leprevost reingestellt. Mein Auge sagt mir bei Bildern wie dem folgenden, dass ich andere Stile einfach "ansehnlicher" finde.
|
|
Allerdings stört das die Pferde nur in den seltensten Fällen. Bestes Beispiel ist da ja der Franzose Roger-Yves Bost, dessen Unterschenkel bei jedem Sprung ein Eigenleben entwickeln. Trotz seiner spektakulären Runden hat er Erfolg und nur der zählt ja bekanntlich. :) So ist es eben auch bei MMB. Wie sie über die Sprünge kommt, ist egal. Hauptsache sie liefert ab und das hat ja immer gut geklappt.
An den Equipe-Entscheidungen kann man nun aber auch nichts mehr ändern. Genauso wenig wie die Ergebnisse der Springreiter. Ich weiß leider nicht mehr, wer es sagte, aber es war auf den Punkt getroffen: die deutschen Reiter sind gut geritten, aber nicht gut genug. Sie waren leider nicht in der Lage, genauso viele Nullrunden abzuliefern, wie es die anderen Nationen und Einzelreiter geschafft haben. So wurde der Niederländer Jeroen Dubbeldam mit einem Zeitfehler am letzten Tag und den Zeitfehlern aus der Startprüfung Europameister und verwies damit Gregory Wathelet (BEL) und Simon Delestre (FRA) auf die Plätze 2 und 3. Unsere Athleten landeten auf den Plätzen 7 (Christian Ahlmann), 8 (MMB), 12 (Ludger Beerbaum) und 25 (Daniel Deußer). Schade, denn im Einzel hatte Ludger bis zuletzt gute Chancen auf eine Medaille. Aber es sollte eben nicht sein. Genauso wenig Glück hatten sie auch in der Mannschaftswertung. Zwar sprang dort eine tolle Silbermedaille raus, jedoch hätte es genauso gut auch Gold sein können. Jedoch bringt uns dieses hätte, wäre, wenn nicht weiter. Fakt ist: es hat einfach nicht sein sollen.
Doch nicht alle Equipen hatten so viel "Pech" wie die Dressur- und Springreiter. Team Deutschland konnte insgesamt 15 Medaillen holen. Hier die Übersicht über alle deutschen Medaillen:
Gold-Medaillen:
Doch nicht alle Equipen hatten so viel "Pech" wie die Dressur- und Springreiter. Team Deutschland konnte insgesamt 15 Medaillen holen. Hier die Übersicht über alle deutschen Medaillen:
Gold-Medaillen:
- Voltigieren (Herren Einzel - Jannis Drewell)
- Voltigieren (Team RSV Neuss-Grimlinghausen)
- Fahren (Einzel - Michael Brauchle)
- Reining (Team)
- Reining (Einzel - Grischa Ludwig)
- Springen (Team)
- Voltigieren (Pas de Deux - Pia Engelberty / Torben Jacobs)
- Voltigieren (Herren Einzel - Thomas Brüsewitz)
- Voltigieren (Damen Einzel - Corinna Knauf)
- Fahren (Team)
- Dressur (Grand Prix - Kristina Bröring-Sprehe)
- Dressur (Grand Prix Spécial- Kristina Bröring-Sprehe)
- Reining (Einzel - Elias Ernst)
- Voltigieren (Herren Einzel - Viktor Brüsewitz)
- Dressur (Team)
Mit diesem insgesamt doch versöhnlichen Ergebnis möchte ich die Reit-EM 2015 nun auch beenden.
Liebe Grüße,
eure Steffi.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen