

Wie schon im ersten Teil möchte ich zuerst die Reiter-Pferd-Paare wieder vorstellen. Beginnen wir mit dem lackschwarzen Dressurwunder schlechthin.
Matthias Alexander Rath und Totilas
Kein Dressurpaar polarisiert so sehr wie das Gespann Rath - Totilas. Der Hengst, der für Aufsehen sorgte hatte als erstes Dressurpferd überhaupt einen wahrscheinlichen Verkaufspreis im zweistelligen Millionenbereich (die Angaben gehen von 10 bis 15 Mio EUR aus) erreicht.
Matthias wurde am 02.08.1984 geboren und wuchs in einer erfolgreichen Reiterfamilie auf. Seit 2008 wurde er immer wieder im Championatskader berufen. Dies erreichte er hauptsächlich durch die ihm von seiner Schwiegermutter Ann-Kathrin Linsenhoff zur Verfügung gestellten Pferde Renoir Unicef und Sterntaler Unicef. 2011 schloss er sein BWL-Studium ab und strebt seitdem eine Bereiterprüfung an.
Seit der Übernahme von Totilas ist Matthias zunehmend in Kritik geraten. Neben der höchst umstrittenen Trainingsmethoden wurden auch die immer wieder abgesagten Turnierstarts aufgrund von Krankheiten von Pferd und Reiter immer wieder kritisch bewertet.
Totilas - der Name ist Programm, könnte man meinen. Leider hat der 2000 geborene, 1,70 m große Rapphengst aus den Niederlanden seit seinem Reiterwechsel von Edward Gal zu Matthias wenig überzeugen können. Was zu Beginn der Zusammenarbeit noch als "Findungsphase" benannt wurde, erntete bald mehr Kritik als den gemeinsamen Besitzern Paul Schockemöhle und Ann Kathrin Linsenhoff wohl lieb war. Die zuvor sicherlich gut gemeinten Merchandising-Artikel (Totilas-Tassen, Shirts und was es sonst noch alles gibt) und der damit verbundene Rummel der Medien brachten das Paar zunehmend in Zugzwang. Seit 2010 befinden sie sich in einem Wechselbad der Gefühle. Nach ersten Erfolgen zwangen Verletzungspausen Totilas und seinen Reiter immer wieder von vorn anzufangen. Nicht zuletzt durch die umstrittene Haltungsweise des Hengstes (keine Koppelgänge aus Angst vor Verletzungen) und vor allem die mehr als denkwürdigen Trainingsmethoden des Trainers Sjef Janssen führten zu einem beinahe Kollaps. Es lastete viel Druck auf den Schultern von Rath. Totilas veränderte sich, er lief immer unzufriedener, zeigte Widerstand und fing an, ungleich zu laufen. Das angeblich bis zu einem gewissen Punkt eingesetzte Low, Deep and Round, auch als Rollkur bekannt, zeigte scheinbar doch eine eher negative Wirkung. Das gesamte Team steht zwar weiterhin hinter dem Training. Jedoch waren nach der fast zweijährigen Verletzungspause einige Änderungen sichtbar. Totilas läuft immer noch nicht wieder so, wie man es mal kannte von ihm, jedoch kann man hin und wieder Anzeichen von Lockerheit erkennen.
Ich bin besonders auf diesen Ritt gespannt, denn von diesem Paar bin ich leider kein Fan mehr. Dazu sind einfach die anderen Reiter meiner Meinung nach sympatischer und nicht so verkrampft im Umgang mit ihren Pferden. Wahrscheinlich nicht zuletzt auch, weil eben nicht dieser enorme mediale Druck auf ihnen lastet. Und sie mit ihren Leistungen durchgehend überzeugt haben. Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich die Entscheidung, Matthias und Totilas ins EM-Team zu berufen, nicht befürwortet habe. Dazu gibt es momentan eigentlich zu viele Paare, die über die gesamte letzte Saison hinweg konsequent gute Leistungen abgerufen haben, jedoch dafür nicht belohnt wurden. Totilas hat in seinem bisher einzigen, deutschen Start in Hagen a.T.W. zwar vor allem die Richter überzeugt, jedoch rechtfertigt dieser eine gute Turnierstart meiner Meinung nach nicht den Start für das deutsche Team bei der EM. Warten wir also ab, wie es heute läuft für die beiden.
Kristina Bröring-Sprehe und Desperados FRH
Kristina wurde am 28.10.1986 geboren. Sie stammt aus einer pferdebegeisterten Familie, die allerdings vor allem durch das Geschäft Sprehe Feinkost bekannt ist. Sie hat nach dem Abitur ein BWL-Studium abgelegt und dieses Jahr im Juni ihren langjährigen Lebensgefährten geheiratet; daher auch der neue Doppelname Bröring-Sprehe.
Seit 2010 hat sie Desperados unter dem Sattel und konnte seitdem bereits viele, tolle Erfolge verbuchen. Seit 2011 sind die beiden im A-Kader der deutschen Dressurreiter und konnte seither viele Prüfungen mit 80 % und mehr gewinnen. Mit Dorothee Schneider und Helen Langehanenberg gewann sie bei den Olympischen Spielen in London die Mannschafts-Silbermedaille, in Herning gewann sie 2013 mit Isabell, Helen und Fabienne Lütkemeier die Europameisterschaften mit der Mannschaft. Jenes Team gewann 2014 die Goldmedaille bei den Weltreiterspiele in der Normandie. Das Highlight in diesem Jahr ist bisher der Gewinn der deutschen Meisterschaft der Damen.
Seit 2010 hat sie Desperados unter dem Sattel und konnte seitdem bereits viele, tolle Erfolge verbuchen. Seit 2011 sind die beiden im A-Kader der deutschen Dressurreiter und konnte seither viele Prüfungen mit 80 % und mehr gewinnen. Mit Dorothee Schneider und Helen Langehanenberg gewann sie bei den Olympischen Spielen in London die Mannschafts-Silbermedaille, in Herning gewann sie 2013 mit Isabell, Helen und Fabienne Lütkemeier die Europameisterschaften mit der Mannschaft. Jenes Team gewann 2014 die Goldmedaille bei den Weltreiterspiele in der Normandie. Das Highlight in diesem Jahr ist bisher der Gewinn der deutschen Meisterschaft der Damen.
Desperados FRH ist ein 2001 geborener, 1,70 m großer Rapphengst vom Hannoveraner Verband. Er stammt väterlicherseits von De Niro, einem der wohl bekanntesten Donnerhall Söhne, mütterlicherseits sind Wolkenstein und Weltmeyer zu nennen. Desperados FRH war Prämienhengst der hannoverschen Dezember-Körung 2004
in Verden und gewann Doppelbronze bei den Bundeschampionaten 2004 und
2005 in Warendorf. Seit 2011 konnte er mit Kristina im Sattel zahlreiche Prüfungen gewinnen und sich gut platzieren können. Die beiden sind meiner Meinung ein sehr harmonisches Paar, passen optisch toll zueinander und haben eine intensive Partnerschaft aufgebaut. Einzig ihr letzter Auftritt, den ich gesehen habe, hat mir nicht gefallen. In Hagen a.T.W. waren die beiden dieses Jahr zwar erneut erfolgreich, jedoch wirkte Desperados deutlich angespannt und Kristina hatte alle Hände voll zu tun, ihn unter Kontrolle zu halten. Die klar sichtbaren Zügeleinwirkungen waren ein sehr ungewohntes Bild. Mal schauen, wie die beiden ihre erste Prüfung vor der unglaublichen Kulisse mitten in der Aachener Soers heute abend meistern.
Erster Auftritt der Paare
Sooo, nach drei von vier Reitern liegen wir momentan noch in Führung. Soviel kann ich schon mal sagen. Aber der Reihe nach und somit erst einmal der Ritt von Matthias und Totilas.
Der Beginn war gut, Einritt, Halten, Grüßen. Das kann er und da steht er auch einfach top. Anreiten gelungen, erste Trabtour war okay. Der erste Eindruck war etwas spannig meiner Meinung nach. Aber ich habe ihn auch schon schlimmer gesehen. Das Rückwärts richten hat mir bisher am besten von allen drei Reitern gefallen. In der Piaffe fehlte zum Schluss hin der Schwung, da ist er beinah rückwärts gegangen, was natürlich nicht sein darf. Ich denke, da hat ihn Matthias zu sehr auf der Stelle halten wollen. Der starke Trab hatte einen sehr faden Beigeschmack... irgendwas stimmte da nicht so ganz. Wie auch der Kommentator sagte, sah das in der Hinterhand sehr unrein aus und nicht im Takt.
Die Galopptour fing solide an, die leider auch nicht immer sitzenden Zweier-Wechsel waren gut durchgesprungen, das konnte sich sehen lassen. Die Verstärkung des Galopps war schwung- und kraftvoll und vor allem aus der Hinterhand. Die Zick-Zack-Traversale kam gerade und nur minimal schwankend. Dafür hat er leider wie so oft den Einstieg in die Einerwechsel verpatzt, was sicherlich am Ende ein paar Pünktchen gekostet hat. Zum Ende hin wurden sie etwas kurz, sicherlich als Konsequenz aus den ersten beiden missglückten. Dafür waren die Pirouetten gut, aber auch noch ausbaufähig. Die letzte Piaffe zeigte erst erneut leichte Rückwärts-Tendenzen, doch zum Schluss raus was sie doch sehr schön gelungen, ebenso wie die Übergänge in der Trabtour. Jedoch auch hier jetzt deutliche Taktunreinheiten in der Trabverstärkung
Für das Ganze gab es am Ende 76,086 Prozentpunkte (am Ende sogar noch einmal korrigiert auf 75,971 %). Zwar habe ich keine Ahnung vom Richten, jedoch ist diese Bewertung etwas gewöhnungsbedürftig. Die Richter untereinander waren sich so gar nicht einig, was sie von dem Ritt halten sollten. Zwei Richter sahen das Paar auf Platz 1 (als erstes Paar mit über 80 % bewertet), zwei weitere nur auf Platz 11. Diese Spanne fand ich schon sehr groß. Sowas darf in einer Prüfung dieses Kalibers nicht passieren.
Nun gut, dann warten wir mal ab, was Kristina aus diesem sehr knappen Vorsprung macht. Aktueller Stand: GER (226,186) vor NED (225,800) und GBR (221,143)
Der Beginn war gut, Einritt, Halten, Grüßen. Das kann er und da steht er auch einfach top. Anreiten gelungen, erste Trabtour war okay. Der erste Eindruck war etwas spannig meiner Meinung nach. Aber ich habe ihn auch schon schlimmer gesehen. Das Rückwärts richten hat mir bisher am besten von allen drei Reitern gefallen. In der Piaffe fehlte zum Schluss hin der Schwung, da ist er beinah rückwärts gegangen, was natürlich nicht sein darf. Ich denke, da hat ihn Matthias zu sehr auf der Stelle halten wollen. Der starke Trab hatte einen sehr faden Beigeschmack... irgendwas stimmte da nicht so ganz. Wie auch der Kommentator sagte, sah das in der Hinterhand sehr unrein aus und nicht im Takt.
Die Galopptour fing solide an, die leider auch nicht immer sitzenden Zweier-Wechsel waren gut durchgesprungen, das konnte sich sehen lassen. Die Verstärkung des Galopps war schwung- und kraftvoll und vor allem aus der Hinterhand. Die Zick-Zack-Traversale kam gerade und nur minimal schwankend. Dafür hat er leider wie so oft den Einstieg in die Einerwechsel verpatzt, was sicherlich am Ende ein paar Pünktchen gekostet hat. Zum Ende hin wurden sie etwas kurz, sicherlich als Konsequenz aus den ersten beiden missglückten. Dafür waren die Pirouetten gut, aber auch noch ausbaufähig. Die letzte Piaffe zeigte erst erneut leichte Rückwärts-Tendenzen, doch zum Schluss raus was sie doch sehr schön gelungen, ebenso wie die Übergänge in der Trabtour. Jedoch auch hier jetzt deutliche Taktunreinheiten in der Trabverstärkung
Für das Ganze gab es am Ende 76,086 Prozentpunkte (am Ende sogar noch einmal korrigiert auf 75,971 %). Zwar habe ich keine Ahnung vom Richten, jedoch ist diese Bewertung etwas gewöhnungsbedürftig. Die Richter untereinander waren sich so gar nicht einig, was sie von dem Ritt halten sollten. Zwei Richter sahen das Paar auf Platz 1 (als erstes Paar mit über 80 % bewertet), zwei weitere nur auf Platz 11. Diese Spanne fand ich schon sehr groß. Sowas darf in einer Prüfung dieses Kalibers nicht passieren.
Nun gut, dann warten wir mal ab, was Kristina aus diesem sehr knappen Vorsprung macht. Aktueller Stand: GER (226,186) vor NED (225,800) und GBR (221,143)
Und da kamen sie auch schon, unsere Hoffnungsträger auf EM-Gold für die Mannschaft. Als letzte Starterin im Feld mussten nun Kristina Bröring-Sprehe und Desperados alles rausreißen. Doch das war schwerer als vielleicht gedacht. Zuvor hatten die Cracks der Dressurszene abgeliefert - das Top-Paar Dujardin - Valegro hatten zwar gezeigt, was in ihnen steckt, jedoch haben das auch schon besser gesehen. Zwar sahen wir ebenfalls Patzer in den Wechseln, jedoch war der Rest überzeugend.
Der Beginn war toll, erfrischender starker Trab, solide geritten, ebenso wie die Trab-Traversalen. Leider stand Desperados dann beim Halten, bevor es ans Rückwärts Richten ging, offen - sowohl vorn als auch hinten. Die Passage war gut, in der Piaffe jedoch leider ein fast Totalausfall zum Schluss. Die Hinterhand hatte einen Taktverlust und stand dann kurzzeitig komplett bevor es ruckelig wieder in die Passage ging. Das gleiche Spiel im zweiten Teil der doppelt bewerteten Piaff-Passage-Tour. Schade. Dafür war die Galopptour gut, die Wechsel gelangen gut, lediglich die Zick-Zack-Traversalen waren fehlerhaft. Da hat Kristina statt der erwarteten sechs Galoppsprünge von einem Galoppwechsel zum nächsten einmal nur fünf gemacht und entscheidende Punkte liegen lassen. Die Schlusslinie war dann wieder besser, konnte die zuvor verlorenen Punkte jedoch bei weitem nicht mehr einholen. Am Ende standen 79,986 % statt den benötigten 84,459 % auf der Anzeigetafel und damit gewann unsere Dressurequipe Bronze. Den Sieg holten die Niederländer mit einer starken Mannschaftsleistung vor Großbritannien. Eine Charlotte Dujardin allein kann eben auch keine Mannschaft zu Gold führen. Nach den jeweiligen Streichergebnissen sah das Endergebnis wie folgt aus: NED (235,629) vor GBR (234,229) und GER (230,914).
Man könnte nun enttäuscht sein, jedoch ist es eine Medaille geworden, mit der vielleicht nicht alle gerechnet haben. Und diese neu zusammengewürfelten Mannschaft hatte es auch nicht leicht. Sie mussten den Wegfall des Toppaares Helen Langehanenberg und Damon Hill kompensieren. Ebenso musste Isabell Werth auf ihr Toppferd Bella Rose verzichten. Dafür haben sich vor allem Jessica von Bredow-Werndl meiner Meinung nach beachtlich geschlagen und eine tolle Leistung abgeliefert.
Liebe Grüße,
eure Steffi
eure Steffi
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