

Bevor ich auf die einzelnen Ritte unserer Dressur-Equipe eingehe, möchte ich erst mal einen kleinen Blick auf die Reiter-Pferd-Paare werfen.
Beginnen wir heute mit Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth.
Jessica von Bredow-Werndl mit Unee BB
Dieses Paar habe ich bereits einmal live gesehen und war absolut begeistert von ihnen. Das muss im November 2012 gewesen sein, als wir bei den Munich Indoors waren. In diesem Jahr hat dieses Paar erst zueinander gefunden und ich fand es bereits da wirklich beeindruckend, was die beiden abgeliefert haben.
Jessica wurde am 16.02.1986 geboren und hat ein Studium mit dem Abschluss Bachelor in Marketing und Kommunikation gemacht. Sie ist im Besitz des Goldenen Reitabzeichen und seit 2014 im deutschen A-Kader der Dressurreiter. Bereits im Junioren-Bereich war sie erfolgreich bei deutschen Meisterschaften sowie Europameisterschaften. Somit sind die jetzt kommenden EM-Wettbewerbe kein absolut unbekanntes Terrain für die sympatische Reiterin.
Unee BB ist ein 2001 geborener, dunkelbrauner KWPN-Hengst mit einem Stockmaß von 1,67 m - laut Rimondo. Er stammt direkt von Gribaldi ab; jenem Trakehnerhengst, der auch Vater und Vererber des großen Totilas ist. Auf mütterlicher Seite findet sich bei Unee übrigens auch in der dritten Generation der Holsteiner Ramiro Z, welcher seinerseits Vater der berühmten Ratina Z, der Stute von Ludger Beerbaum, war. Bei Rimondo steht auch noch folgendes zu diesem schicken Dressurhengst:
2011 noch unter Jasmin Sanche-Burger hochplatziert bis S***-Dressur, ist Unee BB seit 2012 unter Jessica von Bredow-Werndl siegreich. 2014 gewannen die beiden die Weltcup Quali in Göteborg und rückten damit gemeinsam in den A-Kader auf. Das Paar wurde für das deutsche Dressurteam bei der EM 2015 in Aachen nominiert. Quelle: rimondo
Die beiden sind sozusagen die Neulinge im Team. Da ich wie oben beschrieben schon länger Fan von den beiden bin, war ich über die Entscheidung der Bundestrainerin, Monica Theodorescu, die beiden in den A-Kader und das EM-Team reinzunehmen, sehr erfreut.
Isabell Werth mit Don Johnson FRH
Isabell Werth ist wohl das Dressur-Gegenstück zum Springass Ludger Beerbaum. Sie hat so ziemlich alles gewonnen, was man als Dressurreiter gewinnen kann. Dabei haben sie viele Pferde auf ihrem Weg begleitet.
Isabell wurde am 21.07.1969 geboren. Sie begann schon früh mit dem Reiten, zunächst im Springen und Vielseitigkeitsreiten.Seit 2001 sind ihre Mäzenen (so nennt man die Sponsoren, die im Reitsport zumeist Pferdebesitzer sind und diese den Reitern zur Verfügung stellen) keine geringeren als Dietrich Schulze und Madeleine Winter-Schulze. Eben jene, die auch bereits seit Jahren Ludger Beerbaum unterstützen. Bevor sie hauptberuflich Reiterin wurde, hat Isabell ein Jura-Studium abgeschlossen und mehrere Jahre erfolgreich als Rechtsanwältin gearbeitet. Weiterhin vertreibt sie unter ihrem Namen eine Reitsport-Kollektion.
Don Johnson FRH ist ein 1,69 m großer brauner Hannoveraner im Besitz von Madeleine Winter-Schulze. Er stammt von Don Frederico, einem Donnerhall-Sohn ab. Damit hat er bestes Dressur-Blut in sich vereint, was seine Leistungen auch immer wieder beweisen. Von seiner Reiterin wird der 2001 geborene Walalch liebevoll Jonny genannt. Sie sagt weiterhin über ihn:
„Er ist so rotzefrech, dass er eher an Kevin allein zu Haus erinnert.“ Doch Jonny's Entwicklung zeigt, dass er langsam erwachsen wird. Quelle: Homepage Isabell Werth
Erster Auftritt der Paare
Der Einritt war okay, aber man hat eben die Anspannung deutlich gemerkt. Der Anritt war ebenfalls angespannt, jedoch die folgende Trabverstärkung half etwas Spannung abzubauen. Jessica hat Unee dennoch etwas zurückgehalten, da sie nicht gleich zu Beginn das Risiko eines Fehlers eingehen wollte. Eine legitime und gute Entscheidung. Das Rückwärts richten war etwas hektisch, nach den 5 diagonalen Tritten rückwärts kam Unee nicht zum Stehen, sondern trabte direkt wieder an. Der Übergang Piaffe-Passage war leicht nicht ganz sauber, aber gut, ebenso wie die folgende Piaffe. Die Passage ist sehr gut gelungen, kraftvoll und dynamisch. Leider patzten die beiden dann am Anfang der Galoppwechsel zu zwei Sprüngen, die folgenden folgten dann aber gleichmäßig und durchgesprungen. In der Zick-Zack-Galopptraversale kam Jessica gut in den Hilfen durch. Bei den Einer-Galoppwechseln schwankte Unee zwar leicht, ansonsten waren sie aber auch durchaus gelungen. Die Galopp-Pirouetten wurden ausbaufähig geritten, die Rechts-Pirouette war jedoch schon besser als die vorherige nach links. Nach einer sehr guten Schlusslinie mit tollen Übergängen von Piaffe-Passage und Trab haben die beiden ihre erste große internationale Prüfung im deutschen Frack sehr gut überstanden. Die beiden haben für ihren wirklich vorzeigbaren Ritt 75,200 Prozentpunkte, vorerst Platz 1.
Als letzte Starterin des ersten Wertungstages waren dann Isabell Werth und Don Johnson FRH dran. Der Einritt war kraftvoll und energisch. Isabell hatte viel vor, das sah man direkt. Der verstärkte Trab war gut, die Trab-Traversale super. Im Rückwärts Richten hatte sie mehr Ruhe als Jessica zuvor, da gab es mehr Punkte für die beiden. Die zweite Trabverstärkung strotzte ebenfalls vor Kraft und konnte gut überzeugen, auch die Trab-Übergänge von Piaffe zu Passage und zurück waren sehr gelungen. In der anschließenden Galopptour kamen die Zweier-Galoppwechsel gleichmäßig und gut durchgesprungen, wenn auch da etwas mehr drin wäre. Dafür punktete der starke Galopp auf voller Linie. Der Einstieg in die Einer-Galoppwechsel war leider durch Reiterfehler etwas misslungen, aber der Rest kam dann wie aus der Pistole geschossen, gleichmäßig und gut gesprungen. Die erste Pirouette war besser als die zweite, die zum Ende hin etwas langsam wirkte. Die Schlusstour zeigte noch einmal, was Don Johnson kann, jedoch hatten die beiden auf ihrem Ritt bereits viele Punkte liegen lassen, da war nicht mehr all zu viel zu holen. Es wurden dann 74,786 Prozentpunkte und damit vorerst Rang 4, noch hinter Jessica und Unee, was sicherlich den einen oder anderen überraschte.
Nach dem ersten Teil der Team-Dressurwertung führt das deutsche Team mit 150,100 vor den Niederlanden mit 148,214 und Großbritannien mit 145,743 Punkten. In der Einzelwertung führt der Niederländer Diederik von Silfhout mit seinem Hengst Arlando und 75,814 Prozent vor der Britin Fiona Bigwood mit ihrer Gribaldi-Stute Orthilia und 75,800 Prozent. Orthilia ist eine sehr interessante, erst zehnjährige Halbschwester zu unseren schwarzen Hengsten Totilas und Unee. Es wird wohl ein sehr interessanter Wettkampf der Gribaldi-Kinder in diesem Jahr. Auf Rang drei liegt überraschend Jessica von Bredow-Werndl vor Isabell Werth auf dem vierten Platz.
Es wird also weiterhin spannend bleiben. Heute sind die letzten beiden Reiter der jeweiligen Länder-Equipes dran. Für uns starten um 15:30 Uhr Totilas mit Matthias Alexander Rath und als letzte Starterin des Feldes Kristina Bröring-Sprehe und ihr Desperados FRH. Aber es kommen auch die heiß erwarteten anderen Top-Paare, allen voran das Dressur-Traumpaar schlechthin: Charlotte Dujardin mit ihrem Valegro. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind ihr Team-Kollege Carl Hester mit Nip Tuck sowie die holländischen Startet Hans Peter Minderhoud und Edward Gal. Wir sind also gespannt.
Hier findet ihr weitere Impressionen vom gestrigen Tag: Sportschau Galerie
Liebe Grüße,
eure Steffi.
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