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8. September 2014

Pflegepferd, Reitbeteiligung & Co.

Ein Appell zu Beginn dieses Posts gleich vorab an die Eltern aller pferdeverrückten Mädchen dieser Welt: Liebe Eltern, kauft eurem Kind nicht unüberlegt ein Pferd. Man kann es nicht einfach wieder zurückgeben, wenn dem Kind nach 2 Wochen die Lust am Reiten vergangen ist. Man muss Verantwortung übernehmen und ein Pferd verstehen.
Es sind komplexe Lebewesen, die uns etliches abverlangen. Sorgt lieber für eine Reitbeteiligung oder ein Pflegepferd. Damit helft ihr eurem Kind, vor allem aber dem Pferd. In meinem heutigen Post möchte ich euch gern erklären, warum ich so denke.

Bewusst war ich das erste mal mit 6 Jahren im Pferdestall. Seitdem bin ich dem Pferdefieber verfallen und werde es wohl zu Lebzeiten auch nicht wieder los. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte mir nie ein eigenes Pferd gewünscht. Doch heute bin ich froh, dass ich mir den Traum bisher nicht erfüllen konnte. 
Besitzer eines eigenes Pferdes zu sein, heißt Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für ein sehr wertvolles Lebewesen, dass von uns abhängig ist und um das man sich kümmern muss. Die Pferdehaltung ist eines der kostspieligsten Hobbies, was man sich aussuchen kann. Mit dem Kaufpreis für ein Pferd sind die Kosten bei Weitem nicht abgedeckt. Das zeigt ein kleiner Überblick über die monatlich wiederkehrenden Kosten, die man vorher einplanen muss, bevor man sich ein Pferd kauft:
  • Stallmiete (Box inkl. Futter, Einstreu je nach Ausstattung)
  • evtl. zusätzlich Futterkosten, sofern nicht in Stallmiete enthalten oder Zusatzfutter notwendig ist
  • Schmied
  • Tierarzt (Wurmkur, Zahnpflege)
  • Versicherung (Haftpflicht, Fremdreiter, OP-Kosten)
  • Ausrüstung (Halfter, Decken, Sattel, Zaumzeug)
Rechnet man alles zusammen, stehen hier Kosten von monatlich ab ca. 300 EUR zu Buche, die einfach unumgänglich sind und die immer vorab einzuplanen sind. Die OP einer Katze kann 100 EUR kosten; wird ein Pferd operiert, kann man hier schon mal mit 1.000 EUR aufwärts rechnen. Diese Relationen sollten jedem klar sein, bevor die Entscheidung für einen Kauf getroffen wird. 
Damit ist der größte Wunsch eines Mädchens aber nicht automatisch zerstört. Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, diesen Wunsch zumindest teilweise zu erfüllen. So kann man sich ein Pflegepferd oder eine Reitbeteiligung suchen, wie sie oft in Reitschulen oder auf Reiterhöfen angeboten werden. Unter einem Pflegepferd verstehe ich ein Pferd, dass man regelmäßig reiten und entsprechend auch pflegen darf. Dazu gehört zum Beispiel das Misten der Box, Putzen des Pferdes, Laufenlassen oder auf die Koppel bringen, Pflege des Sattel- und Zaumzeugs und dann auch Reitunterricht auf diesem Pferd. Um für den Anfang den Umfang zu erfassen, was ein Pferd und seine Haltung alles beinhaltet, ist diese Art der Betreuung bestens geeignet. Man kann reinschnuppern, wozu man täglich Zeit haben muss. Je nach Art der Unterbringung variiert die Haltung natürlich. In Offenställen muss man vielleicht Mist auf der Koppel absammeln, andere Ställe haben Angestellte, die sich um die Boxen, Paddocks und Koppeln etc. kümmern. Jedoch sollte man immer einmal selbst die Arbeit gemacht haben, damit man weiß, was zu machen ist und den Aufwand zu schätzen weiß. 
Eine Erweiterung zum Pflegepferd ist dann die Reitbeteiligung. Viele Reiter und Pferdebesitzer suchen sich hier andere Reiter, die sich am Pferd und seiner Haltung beteiligen. Hier erweitert sich oftmals der Umfang der "Pflichten" aber auch der "Rechte". So kommt es vor, dass man die Möglichkeit bekommt, eigenständige Entscheidungen zu treffen und tageweise auch schon mal allein für das Pferd verantwortlich ist, wenn der Besitzer im Urlaub ist zum Beispiel. Der wesentliche Unterschied zum Pflegepferd ist hier der Kostenanteil, den man meist trägt. Man bekommt also ein Pferd zur Verfügung gestellt, welches man reiten und pflegen darf und beteiligt sich im Gegenzug anteilig an den Kosten. Der Kostenbeitrag kann individuell festgelegt werden und sollte genauso wie die Rechte und Pflichten schriftlich festgehalten werden, um möglichen Diskussionen keine Grundlage zu bieten. Zwar möchte man sich nicht mit dem Besitzer zerstreiten, aber wer schon einmal in einer solchen Situation war, weiß, was er an einem Schriftstück hat.

Ich persönlich finde die Idee eines Pflegepferdes oder einer Reitbeteiligung als Einstieg viel besser, als gleich den größten Schritt zu gehen und das Pferd als sein Eigentum in den Stall zu stellen. Neben dem Kostenfaktor stellt vor allem der enorme Zeitaufwand ein großes Problem dar. Ich kann aus Erfahrung sprechen und weiß, dass man weder als Schüler, noch als Auszubildender oder Student jeden Tag unendlich viel Freizeit hat. Dass man Hobby und Schule / Ausbildung / Studium / Familie unter einen Hut bringen kann, ist natürlich möglich. Aber kann man nur dann allen gerecht werden, wenn man viele helfende Hände hinter sich stehen hat. Teilt man sich das eigene Pferd zum Beispiel mit der Schwester oder Mutter, kann man auch mal einen Tag aussetzen. Es gibt auch Betreiber von Reitställen, die sicher gerne mal ihre Hilfe anbieten aber das sind meist Ausnahmen. Ein Pferd will jeden Tag gefüttert, gepflegt und bewegt werden. Steht es nicht in einem autarken Offenstall, wo grundsätzlich wenig menschlicher Einfluss nötig ist, muss der Mensch helfen, um es auf die Koppel oder in die Führanlage zu bringen, es dort wieder abzuholen und füttern. Somit sollte man sich immer im Klaren darüber sein, dass die tägliche Versorgung des Pferdes sichergestellt ist. Schließlich will und sollte man mit seinem Liebling auch Zeit verbringen. Wer den Stall nur besucht, um auf ein geputztes und gesatteltes Pferd aufzusteigen, die Reitstunde absolviert und anschließend wieder absteigt und das Pferd an den Pfleger übergibt, wird nie eine Verbindung oder gar Vertrauen aufbauen. Möchte man einen Partner und Freund für's Leben gewinnen, muss man ihn sich verdienen und dafür Geduld und Zeit investieren. 
"Freundschaft ist nicht nur das, was man sucht, sondern auch das, was man geben soll."
Natürlich spiele ich schon sehr lange mit dem Gedanken, mir endlich das erste eigene Pferd zu kaufen, jedoch kann ich nach mittlerweile 4 Jahren mit einer Reitbeteiligung sagen, dass ich noch nicht soweit bin. Das mag sich komisch anhören, ist aber so. Ich bin mitten in meinem Studium, was einfach so unglaublich viel Zeit kostet, dass ich einem eigenen Pferd gar nicht gerecht werden könnte. Daher bin ich nach wie vor mehr als froh, meine Reitbeteiligung zu haben. Ich kann dann reiten, wenn es mir zeitlich passt, muss mich nicht rechtfertigen, wenn es mal ein paar Tage eng wird mit dem Reiten, bin aber im Gegenzug immer bereit, auszuhelfen, wenn ich gebraucht werde. 
Nichts desto trotz weiß ich genau, welche "Voraussetzungen" mein Pferd mitbringen sollte und habe auch schon in einschlägigen Portalen nach passenden Pferden geschaut. Wäre ja auch schlimm, wenn ich es nicht täte. So weiß ich zumindest, auf was ich mich bei der Suche einstellen muss. Ich kann leider nicht sagen, ob das am Ende auch genau so funktioniert, aber wenn ich mir ein eigenes Pferd kaufen möchte, werde ich wohl ähnlich dieser Checkliste für den Pferdekauf vorgehen:
  • Voraussetzungen festlegen: Rasse, Alter, Geschlecht, Größe, Farbe, Ausbildungsstand, Preis, Entfernung zum Standort
  • verschiedene Portale besuchen, dort Kriterien eingeben, Ergebnisse filtern
  • bekannte Reiter, seriöse Pferdevermittler aufsuchen, dort ebenfalls Kriterien angeben, Ergebnisse filtern
  • für Pferde in näherer Auswahl Besichtigungstermine vereinbaren
  • mit Vertrauensperson (fundierte Kenntnis empfehlenswert) Pferde besichtigen
  • Pferd in gewohnter Umgebung kennenlernen, Probereiten (evtl. auch mehrmals: Reitplatz, Reithalle, Außenplatz), Befunde von AKU (Ankaufuntersuchung), Papiere zeigen lassen, ggf. eigene AKU durchführen lassen, sich über evtl. Vorgeschichten informieren
  • mindestens eine Nacht drüber schlafen - keine Hau-Ruck-Aktionen!!!
  • mit Vertrauensperson noch mal alles besprechen, beraten lassen
  • ist man sich beim Vorbesitzer nicht sicher, lieber vom Kauf absehen (nicht die Katze im Sack kaufen) 
  • Stall aussuchen - Box sollte frei sein, vor dem Kauf mit Stallbesitzer abklären
  • evtl. Probezeit vereinbaren, falls Probleme in neuer Umgebung auftreten
  • Pferd immer mit schriftlichen Vertrag kaufen, Papiere aushändigen lassen
  • Pferd umschreiben (Besitzerurkunde?), Pferd versichern
Wie gesagt, mir fehlen hier die Erfahrungen, aber so stelle ich mir den Kauf eines Pferdes ungefähr vor. Mir wäre wichtig, dass mich eine kundige Vertrauensperson mit objektivem Blickwinkel begleitet. Vor allem, wenn es um die Beschaffenheit von Knochen, Körperbau etc. geht, wüsste ich nicht, worauf ich achten muss. Da hilft ein geschulter Blick, vier Augen sehen schließlich mehr als zwei. Weiterhin würde ich das Pferd sofern das möglich ist, mehrfach besuchen, um alle möglichen Eventualitäten austesten zu können. Ich müsste bei dem Verkäufer ein gutes Gefühl haben. Zwielichtigen Menschen würde ich wohl nie ein Pferd abkaufen, wenn ich mir nicht sicher bin, was ich wirklich kaufe. Und mir wäre sicher, dass es einfach von Anfang an passt. Bei vielen Tieren sagt man, das Tier sucht sich seinen Besitzer aus. Ich glaube und hoffe, dass so mein zukünftiges Pferd auch irgendwann vor mir stehen wird und mir zeigt: "Du bist es!" Aber bis es so weit ist, dauert es wohl noch ein bisschen. 




Liebe Grüße,
eure Steffi.

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