Vor
einigen Monaten hatte ich mich schon einmal mit diesem Thema beschäftigt: der
Sattelkauf. Nun habe ich vor allem auf Facebook immer wieder gelesen, wie
schwer sich einige Reiter doch tun, diesen einen, perfekt sitzenden Sattel zu
finden. Zwar ist es natürlich wichtig, dass er dem Pferd zu nahezu 100 %
perfekt angepasst wird, jedoch möchte ich heute noch einmal auf den zweiten
Faktor eingehen: der passende Sattel für den Reiter.
Hat das
Pferd eine andere Rückenform als die meisten seiner Artgenossen, geht das
Geeiere meist schon los. Viele Reiter sind darauf bedacht, es ihrem Pferd so
einfach und komfortabel wie nur möglich zu machen. Doch dabei vergessen sie oft
sich selbst. Ist hier die Schulter eingeengt, da der Sattel zu nah am Widerrist
oder dort der Sattelgurt nicht in der korrekten Position? All diese Fragen
bringen uns von einem wichtigen Faktor beim Sattelkauf komplett ab: kommt denn
auch der Reiter mit dem Sattel zurecht? Wie oft war der Reiter selbst der
ausschlaggebende Punkt, dass ein Sattelwechsel angeordnet wurde. Ich kann da
aus Erfahrung sprechen. Zum einen wollte ich meinen Sitz in Richtung Dressur
wieder besser schulen, andererseits hatten sich mit dem Springsattel einige
Fehler eingeschlichen, die ich so beheben wollte. Da war vor allem mein
Oberkörper, im Einklang mit meinen Unterschenkeln. Gingen letztere nach hinten,
verabschiedete sich der Oberkörper nach vorn. Eine sehr ungemütliche Position
und ich war einfach nicht in der Lage, dagegen zu arbeiten. Auch auf längere
Sicht trat keine Besserung ein und ich traf den Entschluss, nach einem
Dressursattel zu schauen.
So ähnlich
geht es vielen Reitern. Es ist also nicht ausschließlich das Pferd „schuld“ an
der Neuinvestition, auch die Reiter sollten sich einen gewissen Luxus gönnen
und einen Sattel suchen, der zu einem passt.
Worauf
sollte man achten?
Zuerst ist
es hilfreich, wenn man weiß, was man will. Das ist jedoch für viele schon eine
echte Herausforderung. Doch so schwer ist es gar nicht. Fangt einfach mit den
Fragen an, die auf der Hand liegen:
- Welche Art soll es sein? Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Western, Baumlos
- Welche Farbe soll er haben? Braun, Cognac, London oder doch klassisch schwarz
- Welches Material möchtet ihr? Leder, Wildleder oder Lederersatz
Weniger
einfach zu beantwortende Fragen sind die Größe der Sattelfläche und der Kammerweite.
Die Sitzfläche sollte für euren Po passen, das ist zunächst das wichtigste
Kriterium. Zudem sollte man aber auch die Länge des Sattels beachten. Besonders
Ponies und Pferde mit kurzem Rücken sollten keine zu langen Modelle tragen.
Aber in diesem Fall hilft euch der Sattler. Schwierig wird es, die richtige
Sitzfläche bei einem Hersteller zu finden, da die Sättel der vielen Produzenten
sehr unterschiedlich ausfallen. Eine 17“ Sitzfläche von Passier ist noch lange
nicht identisch mit der von Prestige oder Wintec. Gleiches gilt für die
Kammerweite. Die schwankt meist zwischen
27 – 42 cm. Die Angaben sind ebenfalls unterschiedlich, so dass man auch hier
wieder auf den fachmännischen Blick und das Wissen des Sattlers vertrauen
sollte. Jedoch ist es nicht verkehrt, bereits vorab schon mal selbst grob
nachzumessen. Bewährt
hat sich dazu die Drahtmessung. So geht’s:
Nehmt einen stabilen Draht, welcher ca. 42 cm lang sein sollte. Diesen in der Mitte knicken, damit beide Seiten gleich lang sind. Sucht das Ende des Schulterblattes und legt ca. 2 bis 3 Finger dahinter den Draht auf. Drückt nun den Draht am Pferderücken entlang in die richtige Form. Nehmt ihn ab und legt ihn noch einmal zur Kontrolle auf. Wenn alles passt, zeichnet ihr die Form des Pferderückens auf ein Blatt Papier, da sich der Draht verbiegen könnte und das Ergebnis verfälschen würde.
Habt
ihr nun einige der Fragen schon einmal für euch beantwortet, könnt ihr euch auf
den Weg zum Sattler oder ins Fachgeschäft machen. Die Berater werden euch auch
diese Fragen stellen und können euch anhand eurer Antworten bereits einige
Modelle vorstellen. Hier kommt nun eure Zeichnung ins Spiel. Die Draht-Messung
ist zwar nie exakt, jedoch hat der Fachmann dadurch schon mal ein grobes Bild
vom Rücken eures Pferdes und weiß, welche Sättel eventuell gar nicht erst in
Frage kommen und welche passen könnten bzw. angepasst werden können. Diese gilt
es dann auf dem Sattelbock zunächst Probe zu sitzen.
Nun
seid ihr an der Reihe. Denn: der erste Eindruck zählt. Fühlt ihr euch wohl?
Sitzt ihr sicher oder wackelt ihr? Habt ihr genug Platz, habt ihr zu viel Platz
oder drückt es vorn, hinten oder an den Beinen? Alles, was jetzt schon nicht
wirklich passt, sollte man von vorn herein weglassen. Wenn es bereits hier
zwickt, wird es auf dem Pferd nicht besser. Schämt euch nicht, wenn ihr mehrere
Sättel benötigt, um ein Gefühl zu bekommen. Es ist wie gesagt fast eine Wissenschaft,
den perfekten Sattel für beide zu finden. Also nehmt euch die Zeit und lasst
euch auch ruhig beraten. Wenn nötig auch in mehreren Fachgeschäften. Ein
Außenstehender oder ein Begleiter können euch dabei sagen, ob ihr auf dem
ausgewählten Probestück richtig sitzt oder ob eure Sitzposition anders sein
müsste. Da helfen das beste Gefühl und der tollste Komfort leider auch nicht.
Wenn ihr nicht korrekt sitzt, solltet ihr weitersuchen.
Habt
ihr dann einen oder im Optimalfall sogar zwei oder mehr Sättel gefunden, wo ihr
sagen könnt: das könnte er werden, ist es Zeit für Schritt zwei. Jetzt kommt
euer Vierbeiner ins Spiel. Viele Sattler passen die Sättel bereits ein wenig an
oder bringen zumindest eine annähernd richtige Kammerweite des ausgewählten Modells
mit. Passt der Sattel, könnt ihr eine Proberunde drehen. Die ist für euch beide
wichtig. Fühlt ihr euch auf dem Pferderücken genauso wohl wie auf dem
Sattelbock? Habt ihr genügend Halt? Fühlt ihr euch sicher? Seid auch hier besonders
kritisch mit eurem Sitz. Holt euch wieder Dritte dazu, die vom Boden aus euren
Sitz beurteilen können. Beabsichtigt ihr einen Springsattel zu kaufen, solltet
ihr auch ruhig einen kleinen Sprung machen. Ansonsten sollten einige Runden im
Schritt, Trab und Galopp ausreichen, um sich eine Meinung zu bilden. Einige
Fachleute bieten den Reitern auch die Möglichkeit, den neuen Sattel über einen
festgelegten Zeitraum noch einmal in Ruhe zu testen. Nutzt diese Chance in
jedem Fall aus, bevor ihr euch entscheidet.
Wenn
dann alles passt, habt ihr es fast geschafft. Der Sattler sollte nun noch sein
O. K. geben, dass er den Sattel – wenn nötig – optimal an den Pferderücken
anpassen kann. Gegebenenfalls muss etwas umgepolstert und die Kammerweite noch
einmal angepasst werden. Das sind aber normale Arbeiten, also keine Panik.
Ist
das alles geschafft, kann ich euch nur gratulieren: zu eurem neuen Sattel!
Hier
nun noch einmal die wichtigsten Schritte beim Sattelkauf im Überblick
Überlegungen
aus Sicht des Reiters:
- Warum brauche ich einen neuen Sattel – was erhoffe ich mir davon?
- Wo möchte ich den Sattel kaufen?
- Welche Sattelart soll es werden?
- Welche Farbe und Größe sollte er haben?
- Fühle ich mich wohl, sicher und bin ich damit zufrieden?
- Habe ich einen korrekten Sitz
Überlegungen aus Sicht des Pferdes:
- Neu oder gebraucht? bei Jungpferden zu empfehlen
- Spezielle Form der Sattelkissen? kurze oder lange Ausführung
- Besonderheiten an Rücken, Widerrist, Rippen?
- Messung der Kammerweite mit Draht-Mess-Methode
Liebe Grüße,
eure Steffi.
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