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22. Oktober 2015

Der Sattelkauf 2.0

Vor einigen Monaten hatte ich mich schon einmal mit diesem Thema beschäftigt: der Sattelkauf. Nun habe ich vor allem auf Facebook immer wieder gelesen, wie schwer sich einige Reiter doch tun, diesen einen, perfekt sitzenden Sattel zu finden. Zwar ist es natürlich wichtig, dass er dem Pferd zu nahezu 100 % perfekt angepasst wird, jedoch möchte ich heute noch einmal auf den zweiten Faktor eingehen: der passende Sattel für den Reiter.

Hat das Pferd eine andere Rückenform als die meisten seiner Artgenossen, geht das Geeiere meist schon los. Viele Reiter sind darauf bedacht, es ihrem Pferd so einfach und komfortabel wie nur möglich zu machen. Doch dabei vergessen sie oft sich selbst. Ist hier die Schulter eingeengt, da der Sattel zu nah am Widerrist oder dort der Sattelgurt nicht in der korrekten Position? All diese Fragen bringen uns von einem wichtigen Faktor beim Sattelkauf komplett ab: kommt denn auch der Reiter mit dem Sattel zurecht? Wie oft war der Reiter selbst der ausschlaggebende Punkt, dass ein Sattelwechsel angeordnet wurde. Ich kann da aus Erfahrung sprechen. Zum einen wollte ich meinen Sitz in Richtung Dressur wieder besser schulen, andererseits hatten sich mit dem Springsattel einige Fehler eingeschlichen, die ich so beheben wollte. Da war vor allem mein Oberkörper, im Einklang mit meinen Unterschenkeln. Gingen letztere nach hinten, verabschiedete sich der Oberkörper nach vorn. Eine sehr ungemütliche Position und ich war einfach nicht in der Lage, dagegen zu arbeiten. Auch auf längere Sicht trat keine Besserung ein und ich traf den Entschluss, nach einem Dressursattel zu schauen.
So ähnlich geht es vielen Reitern. Es ist also nicht ausschließlich das Pferd „schuld“ an der Neuinvestition, auch die Reiter sollten sich einen gewissen Luxus gönnen und einen Sattel suchen, der zu einem passt.

Worauf sollte man achten?
Zuerst ist es hilfreich, wenn man weiß, was man will. Das ist jedoch für viele schon eine echte Herausforderung. Doch so schwer ist es gar nicht. Fangt einfach mit den Fragen an, die auf der Hand liegen:
  • Welche Art soll es sein? Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Western, Baumlos
  • Welche Farbe soll er haben? Braun, Cognac, London oder doch klassisch schwarz
  • Welches Material möchtet ihr? Leder, Wildleder oder Lederersatz
Weniger einfach zu beantwortende Fragen sind die Größe der Sattelfläche und der Kammerweite. Die Sitzfläche sollte für euren Po passen, das ist zunächst das wichtigste Kriterium. Zudem sollte man aber auch die Länge des Sattels beachten. Besonders Ponies und Pferde mit kurzem Rücken sollten keine zu langen Modelle tragen. Aber in diesem Fall hilft euch der Sattler. Schwierig wird es, die richtige Sitzfläche bei einem Hersteller zu finden, da die Sättel der vielen Produzenten sehr unterschiedlich ausfallen. Eine 17“ Sitzfläche von Passier ist noch lange nicht identisch mit der von Prestige oder Wintec. Gleiches gilt für die Kammerweite. Die schwankt meist zwischen 27 – 42 cm. Die Angaben sind ebenfalls unterschiedlich, so dass man auch hier wieder auf den fachmännischen Blick und das Wissen des Sattlers vertrauen sollte. Jedoch ist es nicht verkehrt, bereits vorab schon mal selbst grob nachzumessen. Bewährt hat sich dazu die Drahtmessung. So geht’s:
Nehmt einen stabilen Draht, welcher ca. 42 cm lang sein sollte. Diesen in der Mitte knicken, damit beide Seiten gleich lang sind. Sucht das Ende des Schulterblattes und legt ca. 2 bis 3 Finger dahinter den Draht auf. Drückt nun den Draht am Pferderücken entlang in die richtige Form. Nehmt ihn ab und legt ihn noch einmal zur Kontrolle auf. Wenn alles passt, zeichnet ihr die Form des Pferderückens auf ein Blatt Papier, da sich der Draht verbiegen könnte und das Ergebnis verfälschen würde.
Habt ihr nun einige der Fragen schon einmal für euch beantwortet, könnt ihr euch auf den Weg zum Sattler oder ins Fachgeschäft machen. Die Berater werden euch auch diese Fragen stellen und können euch anhand eurer Antworten bereits einige Modelle vorstellen. Hier kommt nun eure Zeichnung ins Spiel. Die Draht-Messung ist zwar nie exakt, jedoch hat der Fachmann dadurch schon mal ein grobes Bild vom Rücken eures Pferdes und weiß, welche Sättel eventuell gar nicht erst in Frage kommen und welche passen könnten bzw. angepasst werden können. Diese gilt es dann auf dem Sattelbock zunächst Probe zu sitzen.
Nun seid ihr an der Reihe. Denn: der erste Eindruck zählt. Fühlt ihr euch wohl? Sitzt ihr sicher oder wackelt ihr? Habt ihr genug Platz, habt ihr zu viel Platz oder drückt es vorn, hinten oder an den Beinen? Alles, was jetzt schon nicht wirklich passt, sollte man von vorn herein weglassen. Wenn es bereits hier zwickt, wird es auf dem Pferd nicht besser. Schämt euch nicht, wenn ihr mehrere Sättel benötigt, um ein Gefühl zu bekommen. Es ist wie gesagt fast eine Wissenschaft, den perfekten Sattel für beide zu finden. Also nehmt euch die Zeit und lasst euch auch ruhig beraten. Wenn nötig auch in mehreren Fachgeschäften. Ein Außenstehender oder ein Begleiter können euch dabei sagen, ob ihr auf dem ausgewählten Probestück richtig sitzt oder ob eure Sitzposition anders sein müsste. Da helfen das beste Gefühl und der tollste Komfort leider auch nicht. Wenn ihr nicht korrekt sitzt, solltet ihr weitersuchen.
Habt ihr dann einen oder im Optimalfall sogar zwei oder mehr Sättel gefunden, wo ihr sagen könnt: das könnte er werden, ist es Zeit für Schritt zwei. Jetzt kommt euer Vierbeiner ins Spiel. Viele Sattler passen die Sättel bereits ein wenig an oder bringen zumindest eine annähernd richtige Kammerweite des ausgewählten Modells mit. Passt der Sattel, könnt ihr eine Proberunde drehen. Die ist für euch beide wichtig. Fühlt ihr euch auf dem Pferderücken genauso wohl wie auf dem Sattelbock? Habt ihr genügend Halt? Fühlt ihr euch sicher? Seid auch hier besonders kritisch mit eurem Sitz. Holt euch wieder Dritte dazu, die vom Boden aus euren Sitz beurteilen können. Beabsichtigt ihr einen Springsattel zu kaufen, solltet ihr auch ruhig einen kleinen Sprung machen. Ansonsten sollten einige Runden im Schritt, Trab und Galopp ausreichen, um sich eine Meinung zu bilden. Einige Fachleute bieten den Reitern auch die Möglichkeit, den neuen Sattel über einen festgelegten Zeitraum noch einmal in Ruhe zu testen. Nutzt diese Chance in jedem Fall aus, bevor ihr euch entscheidet.
Wenn dann alles passt, habt ihr es fast geschafft. Der Sattler sollte nun noch sein O. K. geben, dass er den Sattel – wenn nötig – optimal an den Pferderücken anpassen kann. Gegebenenfalls muss etwas umgepolstert und die Kammerweite noch einmal angepasst werden. Das sind aber normale Arbeiten, also keine Panik.
Ist das alles geschafft, kann ich euch nur gratulieren: zu eurem neuen Sattel!

Hier nun noch einmal die wichtigsten Schritte beim Sattelkauf im Überblick

Überlegungen aus Sicht des Reiters:
  • Warum brauche ich einen neuen Sattel – was erhoffe ich mir davon? 
  • Wo möchte ich den Sattel kaufen? 
  • Welche Sattelart soll es werden?
  • Welche Farbe und Größe sollte er haben?
  • Fühle ich mich wohl, sicher und bin ich damit zufrieden?
  • Habe ich einen korrekten Sitz 

Überlegungen aus Sicht des Pferdes:
  • Neu oder gebraucht? bei Jungpferden zu empfehlen
  • Spezielle Form der Sattelkissen? kurze oder lange Ausführung
  • Besonderheiten an Rücken, Widerrist, Rippen? 
  • Messung der Kammerweite mit Draht-Mess-Methode

Liebe Grüße,
eure Steffi.

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