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19. August 2015

EM Aachen 2015: Spring-Team

Springen 

Nachdem die Dressurreiter ihre Wettkämpfe mehr oder weniger erfolgreich beendet haben (ich berichtete), sind nun die Springreiter an der Reihe, es besser zu machen.
Wie auch schon zuvor möchte ich auch hier wieder einen kleinen Einblick in die Welt der Springreiter und ihrer Pferde geben. Besonders interessiert mich auch hier wieder das deutsche Nationalteam, die ich zusammen mit ihren Pferden kurz vorstellen möchte.

Los geht's mit dem einzigen braunen Pferd im Team und seinem Reiter: 

Christian Ahlmann und Taloubet Z
Christian wurde am 17.12.1974 in Marl geboren, wo er immer noch lebt. Er kommt aus einer pferdebegeisterten Familie, Vater Georg ist passionierter Trabrennfahrer. Erste Erfolge konnte er mit seinem Schimmel Cöster verbuchen. Leider erfuhr dieser auch die ersten negativen Momente in seiner noch recht jungen Karriere. Gerade auf dem Höhepunkt angekommen, wurde 2008 bei den Olympischen Reiterspielen bei Cöster das Medikament Capsaicin nachgewiesen. Diese "Affäre" brachte ihm neben der Sperre für die nächsten Olympischen Spiele auch eine zweijährige Sperre für alle deutschen Springreiter-Kader-Wettkämpfe ein. Nach seiner Rehabilitation fand er nicht zuletzt durch seine Mäzenin Marion Jauß (Schwester von Madeleine Winter-Schulze) und seine langjährige Lebensgefährtin Judy-Ann Melchior (belgische Springreiterin, ihre Familie führt das berühmte belgische Gestüt Zangersheide) jedoch wieder schnell den Anschluss.

Taloubet Z ist ein 2000 geborener brauner KWPN Hengst mit einem Stockmaß von 1,72 m. 
Er stammt von Galoubet A ab, einem Selle Francais Hengst, mütterlicherseits findet sich der Westfale Polydor in seinem Stammbaum wieder. Der Namenszusatz Z steht für seine Herkunft, das oben bereits erwähnte Gestüt Zangersheide. Zusammen mit seinem Reiter Christian konnte Taloubet bereits viele Turniere gewinnen, darunter 2011 die Global Champions Tour in Estoril und den Großen Preis von Paris. 

Daniel Deußer und Cornet d'Amour 
Daniel wurde am 13.08.1981 in eine Reiterfamilie geboren. Bereits mit 15 Jahren gewann er Springprüfungen der schweren Klasse. Er hat die positiven Einflüsse des Franke Sloothaak genossen, von dem er sich auch seinen unverkennbaren Stil abgeschaut hatte. Ab 2006 war er im Stall von Jan Tops angestellt, wechselte jedoch 2012 in die Stephex Stables in Belgien. Er wurde 2013 deutscher Meister der Springreiter und als Teil der EM-Mannschaft konnte er Silber in Herning erreiten. 2014 gewann er das Weltcupfinale und verteidigte seinen Meisterschaftstitel erfolgreich mit einem Jungpferd.

Cornet d'Amour ist ein 2003 geborener Westfalenhengst. Der Schimmel stammt vom fast schon legendären Cornet Obolensky ab. Mit Daniel war er bereits 2014 Teil der deutschen Springreiter-Equipe der Weltreiterspiele in der Normandie (Caen). Die beiden konnten im Einzel den 6. Rang und mit der Mannschaft den 4. Platz erreiten. Bei der EM in Herning wurden sie 5. im Einzel und 2. mit der Mannschaft. 

Meredith Michaels-Beerbaum und Fibonacci
Die gebürtige Amerikanerin wurde am 26.12.1969 in Los Angeles geboren und lebt seit 1991 in Deutschland. Sie ist seit 1998 mit Markus Beerbaum verheiratet. Ihre bekanntesten Pferde sind / waren Shutterfly und Checkmate, Quick Star, Stella und Bella Donna (verkauft), mit denen sie viermal den Meistertitel, sowie zahlreiche Medaillen und hochkarätige Siege erritt.
Fibonacci ist ein vermögend springender schwedischer Schimmelwallach, der 2005 geboren wurde. Mit seinen 1,69 m hat er bereits einige beachtliche Erfolge mit seiner Reiterin Meredith erreichen können. Nacho, wie er im Stall genannt wird, stammt von For Feeling, einem direkten For Pleasure-Sohn ab. Mütterlicherseits ist in der 3. Generation der berühmte Cor de la Bryère zu finden. Bestes Springblut vereint sich somit in diesem quirligen Pferd.

Ludger Beerbaum und Chiara
Niemand polarisiert in der deutschen Springreiterszene so sehr wie der am 26.08.1963 geborene Ludger Beerbaum. Er begann seine Ausbildung im Stall von Paul Schockemöhle, wechselte jedoch bald in einen anderen Stall und startete bereits 1995 in Riesenbeck seine Selbstständigkeit. Seit jener Zeit stehen ihm auch die wohl größten Unterstützer des Reitsport Dietrich Schulze und seine Frau Madeleine Winter-Schulze zur Verfügung. Er war seitdem fast immer bestens mit guten Pferden aufgestellt, was man an seinen zahlreichen Siegen, Platzierungen und Titeln sehen kann. So wurde er 1996 und 2000 Mannschafts-Olympiasieger, 1998 Mannschafts-Weltmeister, fünfmal deutscher Meister sowie dreimal Sieger der Riders Tour, um nur einige wenige zu nennen. Viel hat Ludger dabei seinen zahlreichen, absolut tollen Vierbeinern zu verdanken. Diese waren: Goldfever, L'Espoir, Champion du Lys, Classic Touch, Gladdys S, Priamos, Couleur Rubin, vor allem aber die fabelhafte Ratina Z. Auch Ludger blieb nicht verschont von Dopingvorfällen. 2004 wurde Goldfever während der olympischen Spiele in Athen positiv auf ein verbotenes Medikament getestet. 2005 erfolgte die nachträgliche Disqualifikation des Paares, was die Herabstufung auf den 3. Rang für die Mannschaft zur Folge hatte. Sie mussten somit Gold abgeben und erhielten dafür die Bronzemedaille. Mittlerweile hat er sich jedoch zu einem renommierten Geschäftsmann entwickelt, der zusammen mit seinem Team (u. a. Henrik von Eckermann und Philipp Weishaupt als Bereiter) und dem Reitverein aus Riesenbeck eine wunderschöne, groß angelegte, moderne Reitanlage erschaffen hat. Dort finden nun regelmäßig Turniere, Lehrgänge und Weiterbildungsmaßnahmen rund um das Pferd statt.

Chiara ist sein diesjähriges Championatspferd. Die 2003 geborene Schimmelstute aus Holstein misst 1,73 m und konnte bereits 2013 zur EM in Herning ihre Stärke unter Beweis stellen. Trotz ihres damals noch jungen Alters überzeugte sie und konnte zum Gewinn der Bronzemedaille beitragen. 2014 wurden sie zweite im Weltcup-Finale und konnten weitere Erfolge verbuchen. 

Reservisten: Janne-Friederike Meyer und Goja
Meine persönlichen Favoriten sind Janne-Friederike Meyer und ihr Goja. Die verrückte Hamburgerin ist eine meiner Lieblingsreiterinnen, weshalb ich auch ihr ein paar Sätze widmen möchte. Sie wurde am 12.01.1981 geboren und betreibt nach erfolgreichem Fernstudium (Manager im Pferdesport) einen Turnierstall in Hamburg. Ihren größten Erfolg hatte sie 2011 mit ihrem "Mops", Cellagon Lambrasco, im legendären Großen Preis von Aachen. Das Bild, was sicher viele kennen, als sie bereits über dem letzten Sprung die Arme hoch reißt und die Zügel fallen lässt - ein absoluter Gänsehautmoment. Weiterhin wurde sie viermal Deutsche Meisterin, Mannschafts-Europameisterin sowie Mannschafts-Weltmeisterin. Ihre freundliche, immer offene Art macht sie zu einer der Sympathieträger im deutschen Team. 

Goja ist ein noch recht junger (2006 geboren) belgischer Warmblutwallach. Der Fuchs hat zwar bereits mit Janne einige Turniere bestritten, kann jedoch noch nicht die Erfahrungen eines Taloubet oder Cornet d'Amour vorweisen. Das hält ihn aber nicht davon ab, für seine zierliche Reiterin alles zu geben. Wie eine Bank konnten die beiden bereits so einige Toppaare übertrumpfen und sich somit als Reservisten für das Springteam empfehlen. Goja stammt vom belgischen Hengst Wandor v.d.Mispelaere ab. Dieser ist ein Sohn des Oldenburgers Landor S (Landadel) und Sister Pleasure Mispelaere (For Pleasure). Mütterlicherseits findet sich in dritter Generation mit Quidam de Revel ein weiteres Kronjuwel französischer Sportpferde.  

Heute geht es los mit der ersten Wertungsprüfung. Die Ergebnisse gibt es in den kommenden Tagen wie gewohnt hier, bei mir im Blog.

Bis dahin, 
eure Steffi. 

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