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29. Oktober 2014

Der Sattelkauf

Endlich ist es soweit und der eigene Sattel soll her! Prima, doch das ist nicht so einfach, wie manche vielleicht denken. Einen geeigneten Sattel zu finden, der auch ins Budget passt könnte eine verzwickte Angelegenheit werden. Auf was man achten muss und was alles zu einem Sattelkauf dazu gehört, möchte ich euch heute mal ein bisschen näher bringen. 


Zuerst sollte man sich die Frage stellen: was möchte ich reiten? Denn es gibt mindestens zwei Reitweisen, nach denen man unterscheiden kann: Westernreitweise und klassische Reitweise. Da ich mich im Westernbereich nicht auskenne, kann ich dazu nicht viel sagen. Im klassischen Bereich jedoch unterscheidet man grob nach Spring-, Vielseitigkeits- und Dressursattel. Daneben gibt es noch solche, die man weniger einer Reitweise zuweisen kann, wie Wanderreitsättel oder Barocksättel.


Ich hatte schon mit allen drei klassischen Sätteln zu tun. In meinen Anfängen hatte ich hauptsächlich Vielseitigkeitssättel unterm Hintern. Diese sind sehr gut geeignet, wenn man sich noch nicht entscheiden kann, da sie von beidem etwas haben. Dickere Pauschen und einen tieferen Sitz für einen guten Halt mit der Option für Dressur als auch für Springen. Auch für Geländeritte eignet sich dieser Sattel sehr gut, da man nur die Steigbügel bei Bedarf kürzer schnallen muss, der Sattel aber gleich bleibt. 

Möchte man sich aber auf eine Richtung festlegen, sollte man sich für einen speziellen Sattel entscheiden. Springsättel zeichnen sich durch ein kurzes Sattelblatt mit meist dicken Pauschen (auch mit Wadenpauschen erhältlich) aus, die Sitzfläche ist meist flach gehalten und man hat allgemein einen kompakteren Sitz mit kurzen Bügeln. 

Im Gegensatz dazu haben Dressursättel ein langgezogenes Sattelblatt für optisch lang gestreckte Beine und eine tiefe Sitzfläche. Außerdem weisen viele Dressursättel die sogenannten langen Gurtstrupfen auf, wodurch der Dressursattel einen Kurzgurt benötigt, welcher "außerhalb" des Sattels am Bauch des Pferdes verschnallt wird, während die Gurtstrupfen des Springsattels unter dem Sattelblatt liegen und der Gurt "innerhalb" des Sattels verschnallt wird. 


Worauf man beim Kauf achten sollte? Was es zu beachten gibt?! 
Erst einmal sollte man sich überlegen, was man überhaupt möchte. So kann man schon einmal im Internet schauen, was es für die eigenen Bedürfnisse für Hersteller und Modelle gibt und was diese kosten. Dadurch bekommt man bereits vorher einen guten Überblick, bevor es so richtig los geht und man weiß, in welche preisliche Richtung es geht. Ebenfalls wichtig ist die Frage, ob es ein neuer oder ein gebrauchter Sattel werden soll. Ich habe mir für meine RB einen gepflegten, gebrauchten Sattel gekauft, der seinen Zweck voll und ganz erfüllt. Besonders wenn man kein eigenes Pferd hat, ist die Überlegung zu einem gebrauchten Sattel empfehlenswert, da man hier einfach in einem ganz anderen Preissegment liegt. Man weiß schließlich nie, wie lange man noch auf dem Pferd reitet. Auch bei einem jungen Pferd sollte man abwägen, wie sehr es sich im Wachstum noch verändert und ob da für die Anfangszeit ein gebrauchter Sattel mit einfacheren Anpassungsmöglichkeiten mehr Sinn macht als ein nach Maß gefertigter, der mehrfach aufwendig nachgebessert werden muss. 

Bei der finanziellen Planung möchte ich gleich noch einen Tipp geben: ihr solltet auch an das Zubehör denken. Nur mit Sattel reitet es sich schlecht. Man benötigt einen Sattelgurt, Steigbügel und -riemen und mindestens eine Satteldecke / Schabracke. Oft bekommt man alles zusammen im Paket, aber im Normalfall kommt das zusätzlich zum Kaufpreis des Sattels hinzu. Ansonsten kann man für einen guten gebrauchten Sattel zwischen 400 und 600 EUR einplanen, die Neumodelle fangen meist erst bei 700 / 800 EUR an und nach oben gibt es keine Grenze.
(Alle folgenden Preisangaben sind ohne Gewähr; sie sollen euch nur einen ungefähren Richtwert geben.)

Der Weg zum Sattler / Fachmann
Wenn man dann eine gewisse Vorstellung hat, kann man einen Sattler aufsuchen. Sicherlich ist das eine teurere und aufwendigere Angelegenheit, als einen Sattel bei einem der Pferdesporthäuser per Katalog zu bestellen. Die zweite Variante sollte man nur wählen, wenn eines der Häuser in der Nähe liegt und ein Vorort-Termin vereinbart werden kann. Ein Laie ist nicht in der Lage, einen Sattel richtig auszumessen oder zu beurteilen, ob eine enge oder weite Kammer, spezielle Sattelkissen etc. zu wählen sind. Dafür ist der Fachmann da und auch nur der sollte den Sattel anpassen. Denkt bitte immer daran, dass ihr eurem Pferd schweren gesundheitlichen Schaden zufügt, wenn der Sattel nicht richtig sitzt. Wenn ihr euch jedoch sicher seid, dass ihr die Sattellage abmessen könnt, ist dies mit einem stabilen Draht machbar, welcher ca. 42 cm lang sein sollte. Diesen solltet ihr in der Mitte knicken, damit beide Seiten gleich lang sind. Sucht das Ende des Schulterblattes und legt ca. 2 bis 3 Finger dahinter den Draht auf. Drückt nun den Draht am Pferderücken entlang in die richtige Form. Nehmt ihn ab und legt ihn noch einmal zur Kontrolle auf. Wenn alles passt, zeichnet ihr die Form des Pferderückens auf ein Blatt Papier, da sich der Draht beim Transport verbiegen könnte und das Ergebnis verfälschen würde. Mit der Zeichnung geht es nun zum Sattler oder Fachmann eures Vertrauens. Anhand der Zeichnung findet der Sattler zwar noch keinen 100 % passenden Sattel, aber er hat eine ungefähre Vorstellung von der Beschaffenheit eures Pferdes und kann eine Vorauswahl treffen, welche Sättel überhaupt in Frage kommen und später auch noch an euer Pferd angepasst werden können.

Nun seid ihr gefragt. Ihr setzt euch auf die vorgeschlagenen Sättel und prüft erst mal, ob sie zu euch passen. Nicht jeder Sattel ist sofort bequem, man fühlt sich vielleicht unwohl und weiß von vornherein, dass es nichts wird. Oder man hat so Glück wie ich und weiß im ersten Moment, dass es genau dieser Sattel ist. Hat man eine größere Auswahl, werden in der Regel 2 oder 3 Sättel ausgewählt und ein Termin zur "Anprobe" für das Pferd gemacht. Hierfür kann der Sattler schon ein paar Anpassungen vornehmen, wie die Kammerweite einstellen. Am Pferd wird der Sattel dann erst mal ohne Unterlagen aufgelegt. Sitzt er ohne zu wackeln in der richtigen Position, ist vorn am Widerrist genug Platz und liegt er mit dem Schwerpunkt an der richtigen Stelle, steht meist einem Probereiten nichts mehr im Weg. Das ist ebenfalls wichtig, denn es fühlt sich oftmals noch einmal anders an, wenn man mit dem Sattel auf dem Pferd sitzt statt auf dem Sattelbock. 

Wenn nun Pferd und Reiter zufrieden sind, ist es fast geschafft. Manchmal muss der Sattel noch einmal umgepolstert werden oder die Gurtstrupfen müssen angepasst werden. In der Zeit könnt ihr euch über das Zubehör Gedanken machen.

Das Sattelzubehör

Steigbügel: Ich für meinen Teil reite sehr gern mit den Sicherheitssteigbügeln, die ich günstig auf der Messe erstanden habe. Es gibt diese auch in hochwertiger Qualität von Sprenger, jedoch ist hier auch der Preis nicht unwesentlich höher. Steigbügel gibt es mittlerweile in jeder Farbe und Form und aus verschiedenen Materialien. 
Kosten: 30 - 150 EUR 

Steigbügelriemen: Hier sage ich mir, gutes Leder ist teuer, muss aber nicht sofort sein. Meine sehen zwar mittlerweile nicht mehr so schön aus, da sich die schwarze Farbe abgeschubbert hat, aber sie erfüllen ihren Zweck und sind auch nirgends eingerissen. Daher ist eine günstigere Alternative natürlich ausreichend, jedoch halten sie unter Umständen nicht so lang wie gute handgefertigte vom Sattler beispielsweise. Zu beachten ist in jedem Fall die richtige Länge. Messt vorher an einem vorhandenen Sattel die Länge der Riemen ab, wo ihr ein gutes Mittelmaß mit eurer Bügellänge habt. Ansonsten berät euch da auch der Sattler, wenn ihr euren Sattel habt. 
Kosten: 20 - 80 EUR 

Sattelgurt: Hier müsst ihr ebenfalls wieder die Länge messen. Je nach Art des Gurtes reicht sie von 40 - 85 cm beim Kurzgurt bis 90 - 150 cm beim Langgurt. Die Beschaffenheit des Sattelgurtes ist auch wichtig. Manche Pferde benötigen Geleinlagen, andere sind am Bauch völlig unempfindlich und sind mit einfachen Polyestergurten zufrieden. Sattelgurte gibt es in nahezu allen Materialien, von Leder über Neopren bis hin zu Polyester und Stoff. Es gibt Sattelgurte mit Elastikeinsätzen an den Schnallen, die Satteldruck beim Gurten verhindern sollen, ebenso wie Elastomerband, welches ein einfaches Nachgurten vom Pferd aus erleichtert, da der Dorn automatisch von Loch zu Loch springt (super für Dressurreiter, die sich zum Nachgurten am Pferd runterhangeln müssen ^^). Manche Gurte sind anatomisch an die Bauchform des Pferdes angepasst, andere haben einen Schutz vor den Hufeisen und Stollen beim Springen und wieder andere besitzen einen sogenannten D-Ring in der Mitte des Gurtes zum Einschnallen von Hilfszügeln. Der Fantasie sind beinah keine Grenzen gesetzt. Und da soll sich einer entscheiden... 
Kosten: 20 - 200 EUR 

Sattelunterlagen: Ebenso grenzenlos wie die Auswahl an Sattelgurten scheint die Variantenzahl an Sattelunterlagen. Die Materialien erstrecken sich von Baumwolle über Filz bis Polyester. Man unterscheidet grob zwischen Satteldecken, die die Form des Sattels haben und Schabracken die eher rechteckig sind. Die Unterlagen sind in den Formen der Sättel erhältlich, sprich in den Größen Springen (SR), Vielseitigkeit (VS) und Dressur (DR oder DL). Einige Hersteller unterscheiden die VS noch einmal nach Springen (VSS) und Dressur (VSD) und es gibt die Größen Pony und Warmblut. 
Zusätzlich gibt es noch weitere Unterlagen, wie Sattelpads (mit Fell oder ohne), Gelpads, Sattelkissen, Keilkissen und und und. Da muss man sich auch einfach mal mit beschäftigen und sich die Frage stellen, ob man so etwas wirklich braucht. 
Ich kann euch empfehlen, erst mal eine Unterlage zu kaufen und dann, wenn alles gesackt ist, nochmal in Ruhe zu schauen. Glaubt mir, es werden eh immer mehr werden, aber so zwei bis drei Unterlagen sollte man schon haben. 
Kosten: 15 - 200 EUR

Ist nun alles beisammen, sollten Pferd und Reiter rundum glücklich und zufrieden sein. Jedoch heißt das nicht, dass ab jetzt für immer alles so sitzt wie am Anfang. Es ist immer empfehlenswert, den Sattel und den Rücken des Pferdes durch einen Sattler oder Fachmann bzw. einen Osteopathen kontrollieren zu lassen. Es kommt immer wieder vor, dass sich die Muskulatur des Pferdes oder gar der ganze Körperbau bei einem jungen Pferd immer wieder ändert und der Sattel entsprechend angepasst werden muss. Hier kann ich euch aber keinen festen Zeitraum empfehlen, da müsst ihr selbstständig aufmerksam sein und euer Pferd beobachten. Lieber einmal mehr den Sattler bestellt, bevor ihr eurem Pferd Schaden zufügt. Wenn der Sattler nichts feststellen kann, ist der Besuch eines Osteopathen ratsam. Beim Toben auf der Koppel oder wälzen kann sich euer Pferd auch mal einen Wirbel einklemmen oder Verspannungen im Rücken bekommen, was sich dann ebenfalls beim Reiten äußert.

Ich hoffe, ich konnte euch mit meiner kleinen Einführung etwas helfen, wenn es bei euch ernst wird und würde mich freuen, wenn ihr mir von euren Erlebnissen erzählt.

Liebe Grüße,
eure Steffi.

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