Seit 3 Jahren verbringen wir
unseren Jahresurlaub in Hamburg. Das hat mehrere Gründe. Hamburg ist zwar recht
teuer, aber immer noch günstiger als 2 Wochen irgendwo in die Sonne zu fliegen,
wo wir eh nicht unbedingt hinmöchten. In Hamburg findet jedes Jahr um
Himmelfahrt das große Spring- und Dressurderby statt. Ein tolles Turnier mit
vielen Highlights. Und dann gibt es ja Hamburg an sich noch. Ich liebe diese
Stadt. Das Flair, wenn man am Hafen langläuft. Die Leute, die einem überall
begegnen. Auch wenn die Hamburger einen schlechten Ruf haben, kann ich das
nicht bestätigen. Bisher sind mir alle Einwohner der Hansestadt stets
zuvorkommend, freundlich und mit ihrem tollen norddeutschen Humor begegnet.
Klar trifft man mal auf einen Stoffel, aber den gibt's ja nicht nur in
Hamburg.
Hauptgrund ist aber wie schon
erwähnt das alljährlich stattfindende Reitturnier. Im schönen Stadtteil
Klein-Flottbek gelegen, finden sich dort Jahr für Jahr die Hochkaräter der
Reitsportszene ein und messen sich in Spring- und Dressurprüfungen der schweren
Klasse. Allein der Derbypark ist schon eine Augenweide. Der riesige Springplatz
und das modernisierte Dressurstadion bieten viel Platz für großartige
Wettkämpfe. Zum Standard eines jeden Turnieres zählen mittlerweile auch
die zahlreichen Aussteller, die mit Schnäppchen oder der neuesten
Modekollektion locken. Ich muss sicher nicht erwähnen, wie schwer es mir fällt,
dort nichts bzw. nicht allzu viel zu kaufen. ;) Ebenfalls entzückend finde ich
jedes Jahr wieder die Möglichkeit, den Profis am Abreiteplatz über die Schulter
zu schauen. Im Parcours läuft meist alles so wie geplant, aber in der
Vorbereitung passiert gerne mal etwas Unvorhergesehenes. Es ist sehr
entspannend zu sehen, dass auch diese Profipferde einfache Lebewesen sind. Auch
sie bocken oder verweigern mal den Dienst. Herrlich normale Welt.
Von einem Highlight in
Hamburg zu reden ist wohl annähernd genauso schwierig wie in Aachen zum CHIO.
Es gibt so viele Höhepunkte, die das ganze Turnier zu einem großen
Gesamtereignis machen. Es gibt die Youngster-Trophy für junge Pferde, die
Amateur-Klasse für nicht ganz so erfahrene Reiter, Etappen der Global Champions
Tour und der Riders Tour, ein Speed-Derby was immer für Spaß sorgt und als
krönenden Abschluss das Dressur- und das Springderby. Es gilt als eines der
bedeutendsten Derbys im Springreiten und wird in Fachkreisen auch als das
schwierigste Derby weltweit bezeichnet.
Die gewaltigen Hindernisse (Pulvermanns
Grab, der Große Wall, die kleinen irischen Wälle oder die Holsteiner
Wegesprünge um nur einige zu nennen) sind traditionell, seit 1920 ist der
Parcours in seinem Aufbau nicht verändert wurden. Und immer noch scheitern erfahrene Reiter an
ihnen. Nicht umsonst starten manche erst gar nicht in dieser Prüfung, denn
einen Parcours wie diesen reitet man nicht mit einem "gewöhnlichen"
Pferd. Man spricht von Derbypferden, die ein ganzes Jahr lang meist nur auf dieses
eine Wochenende vorbereitet werden. Nicht selten werden hier Pferde gesattelt,
von denen man in normalen Parcours dachte: "Hilfe, was kommt denn da jetzt
an?". Pferde jenseits der 16 oder 17 Jahre? Kein Problem. Ungewöhnlicher
Springstil? Gehört schon fast dazu. Ein Derbypferd hat man meist nur einmal im
Leben. Was es auszeichnet: Unerschrockenheit, Coolness, Lockerheit,
Sprungkraft, extreme Rittigkeit und auch ein bisschen Verrücktheit. Doch auch
bei den "erfahrenen" Derbyspezialisten gibt es Unterschiede. Geht ein
Pferd heute noch vom Wall, heißt das noch lange nicht, dass es morgen genauso
ist. Und genau das ist das spezielle und schöne am Hamburger Derby. Man weiß
nie was passiert. Es ist immer spannend. 1,2 km Adrenalin pur.
Ein weiterer Grund der für einen
Besuch des Hamburger Derbys spricht ist das starke Familienangebot. Wir sitzen
immer auf der Wiese, dem sogenannten Wall (nicht mit dem Hindernis auf dem
Platz zu verwechseln), der viel Freiraum bietet und zum Wohlfühlen förmlich
einlädt. Hier kann man auf Decken oder Campingstühlen sitzen ohne eine feste
Platzordnung einzuhalten. Viele versammeln sich zu regelrechten
Familientreffen, auch haben wir schon ganze Reitvereine gesehen, die gemeinsam
anreisten. Da kann man auch schon mal in ein Picknick geraten, wo einem wenn
auch nur aus Versehen eine Schale mit Nudelsalat gereicht wird. So macht Urlaub
doch Spaß. :D
Natürlich unternehmen wir auch
noch andere Dinge in Hamburg. Zwar sind wir schon die meiste Zeit auf dem
Derbygelände unterwegs, aber abends bummeln wir gerne noch durch die Stadt, am Hafen
entlang oder gehen Essen. Dieses Jahr haben wir uns das Sushi-Restaurant
Henssler & Henssler ausgesucht. Für Sushi Fans ein unglaubliches Geschmackserlebnis.
Foodgasm nennt man das heutzutage glaube. ;) Auch empfehlen kann ich das
Lokal von Tim Mälzer, die „Bullerei“ an der Sternschanze. Ein cooler Schuppen, wie der Hamburger zu
sagen pflegt. Urig eingerichtet, viele Elemente aus den 20er und 30er Jahren,
Emaille-Krüge und Omas alte Tischdecken. Gepaart mit leckerem Essen, bei dem man
merkt, dass es aus der Hand eines renommierten, ambitionierten Kochs stammt, zu
günstigen Preisen, wie man sie vielleicht gar nicht erwarten würde, fühlt man
sich so richtig sauwohl. Wer einen interessanten Mittagstisch sucht,
ist hier genau richtig.
Eine eher zufällige Entdeckung
ist das Dock14 am Fischmarkt. Wer ein Restaurant mit breitem Essensangebot und
einer schönen Aussicht auf den Hafen sucht, ist hier genau richtig. Durch
die fast täglich wechselnden Angebote kann man günstig und lecker essen. Von
Pasta über Pizza, Salate bis Burger ist hier alles dabei. Und hat man sonntags
in der Früh geplant, über den Fischmarkt zu schlendern, kann man ab 6 Uhr dem
Trubel aus sicherer Entfernung Uhr bei einem leckeren Frühstück entkommen. Was
will man mehr?
Hier einige Impressionen vom
Hamburg:
eure Steffi.
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